Der Wert der Vergänglichkeit
Letzten Sonntag war ich mal wieder auf dem Friedhof. Ich mag Friedhöfe.
Sie sind Orte der Vergänglichkeit. Vergänglichkeit ist etwas Trauriges. Ich werde traurig, wenn ich daran denke, dass geliebte Menschen eines Tages gehen werden. Ich werde traurig, wenn ich mich daran erinnere, dass auch ich irgendwann gehen muss. Es macht mich traurig wie viele Menschen durch das Corona-Virus sterben. Die Vergänglichkeit hat etwas Trauriges und auch Beängstigendes.
Aber sie macht auch alles erst wertvoll. Wenn alles ewig wäre, alles ewig gleich bliebe, wäre das auch traurig und beängstigend.
Deshalb mag ich Friedhöfe. Weil sie mich an die Vergänglichkeit erinnern. Und damit daran, das Wertvolle in den Blick zu nehmen. Zu genießen was ein Ende hat.
Die Zeit vor Ostern, die Fastenzeit, erinnert auch an die Vergänglichkeit. Und ist damit eine Zeit, in der ich das Wertvolle in meinem Leben suchen und finden und genießen soll.
Dazu gehört auch, dass ich das, was für mich wertvoll ist, schütze: meine Mitmenschen vor dem Virus, das Klima vor dem Kollaps, das Restaurant um die Ecke vor dem Bankrott.
Ich kann die Vergänglichkeit nicht abschaffen, nicht den Tod, nicht das Leid, sie gehören zum Leben dazu. Aber ich kann ihr Angebot annehmen und bedenken – nämlich den Hinweis, dass wirklich alles einen ganz besonderen Wert hat. Und dass ich den genießen darf und schützen soll.
Die Zwischenrufe als Podcast zum Nachhören gibt es auf dieser Seite des Saarländischen Rundfunks