Zwischenruf - Michael Kinnen:Ach, du grüne Neune!

Haben Sie zu Hause auch einen „Würzwisch“? Das sind diese Kräuterbüschel, die rund um das kirchliche Fest Mariä Himmelfahrt Mitte August gebunden und manchmal in der Kirche auch gesegnet und dann zu Hause aufgehängt werden. Früher hatte das mal was mit dem Glauben, oder vielleicht auch eher Aberglauben zu tun, dass man damit böse Geister aus dem Haus vertreiben kann. Ach, du Grüne Neune! A propos: Das Sprichwort und der Ausruf kommen auch daher: Grün und Neun. Also neun Heilkräuter, die da traditionell zusammen gebunden werden, von Arnika über Kamille und Lavendel bis zu Zitronenmelisse. Neun, also drei mal drei. Das steht für die Fülle, Heilung und Vollendung. Drei, als Zahl der göttlichen Dreifaltigkeit und das Ganze sogar dreimal. Mehr geht nicht sozusagen. Also: Neun grüne Kräuter, die für das Gute stehen, das man sich erhofft. Ohnehin, grün, wie die Hoffnung. Die kann man ja auch immer gebrauchen. - Es gibt zwar für den Ausruf noch die ein oder andere weitere Erklärung; weniger fromm und religiös: die reichen von einer Symbolik beim Kartenspiel bis zu einem zweifelhaften Etablissement mit diesem Namen. Ach, du grüne Neune! Da kommt was zusammen! Aber bei der religiösen Deutung finde ich besonders spannend, dass das ja etwas ist, was man ganz anschaulich zu Hause haben kann: so ein Würzwisch riecht gut und sieht schön aus. Und auch wenn jetzt seit dem Feiertag Mariä Himmelfahrt schon gut eine Woche vergangen ist, dürfte der ein oder andere Würzwisch noch frisch und duftend da hängen. Das ist was fürs Auge und für die Nase - und auch für die Seele, gerade wenn sonst die Welt um einen rum so ist, dass ein „Ach, du Grüne Neune!“ sowieso passt.