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Zwischenruf - Dr.in Martina Fries:Das Dazwischen

Im Dazwischen findet Entwicklung statt. Da ereignen sich entscheidende Dinge im Leben.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
20. Okt. 2025
Von:
Dr.in Martina Fries

Letzte Woche habe ich es wieder erlebt: die deutsche Grenze ist, zumindest auf Autobahnen, derzeit klar markiert und machtvoll inszeniert. 
Eine klare Grenze behauptet Eindeutigkeit und Sicherheit: Hier ist das eine, da das andere. Hier gehören die einen hin, da die anderen. Das ist nicht nur bei Ländergrenzen so. 
Alle und alles dazwischen haben bei klaren Grenzen keinen Platz. 
Das mag sicher scheinen und bequem. Doch das Dazwischen ist wertvoll. Ich erlebe es gerade im Beruf. Ich habe eine neue Stelle. Wie die sein wird, ist aber noch nicht klar. Das ist zwar ein unsicherer Zustand, aber er bietet auch Gestaltungsraum. 
Im Dazwischen ereignen sich die entscheidenden Dinge im Leben, findet Entwicklung statt. 
Dazwischen sind wir oft: wenn wir eine neue Arbeit beginnen, wenn wir umziehen, wenn aus einem Paar Eltern werden zum Beispiel. 
Jeder Morgen ist ein Dazwischen: die Nacht ist vorbei und was der Tag genau bringen wird, weiß ich noch nicht. 
Das Dazwischen ist mit dem Neuen verbunden. Und das ist aufregend, unsicher und hat ganz viele Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten. 
Eigentlich ist unser ganzes Leben ein Dazwischen. Es ist das Dazwischen zwischen Geburt und Tod. Christ*innen glauben, dass sie in diesem Dazwischen begleitet und gehalten sind von G*tt. 
In der Bibel heißt es über G*tt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Für mich ist das Dazwischen dieser weite Raum. Wie gut, dass es den in meinem Alltag noch gibt und die klaren Grenzen nur auf der Autobahn.