Zwischenruf - Pascale Jung:Der Gott der leisen Töne

Ich fahre gerne mit dem Zug. Ich liebe es einfach, mich hinzusetzen und die Verantwortung, mich von A nach B zu bringenn, jemand anderem zu überlassen. Ich kann dann lesen, schlafen oder vor mich hindenken. Was das Ganze etwas erschwert, ist der Lärm. Handybimmeln, Menschen, die mit Lautsprecher telefonieren, Musik hören oder sich so laut unterhalten, dass der ganze Waggon mithören kann.
Für diesen Zweck habe ich immer Ohrstöpsel dabei, die mir dabei helfen, in der Stille zu sein.
In der Bibel finde ich eine Geschichte über Lärm und Stille. Der Prophet Elia muss vor seinen Feinden in eine einsame Höhle fliehen. Er ist ziemlich enttäuscht von seinem Gott, fühlt sich im Stich gelassen. Deshalb möchte er Gott gerne begegnen, auch um ihm gehörig die Meinung zu sagen. Und Gott lässt ihn wissen, dass er zu ihm kommt.
Die Bibel berichtet: Elia steht im Höhleneingang und da zieht zunächst ein Sturm auf. Dann kommt ein Erdbeben und danach ein Feuer. Drei Naturgewalten mit Spektakel, Lärm und Action. Doch in all diesen Gewalten ist Gott nicht.
Und dann, nach dem Feuer, kommt ein sanftes, feines Flüstern. Ein Säuseln des Windes. Darin kommt Gott und spricht mit Elia.
Für mich ist klar. Nicht in jeder Stille flüstert Gott, aber wenn ich immer nur von Lärm umgeben bin, habe ich keine Chance, den Gott der leisen Töne zu hören.