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Zwischenruf - Dr. Christoph Kohl:Ein Kloster im Hochhaus?

Eine Gemeinschaft, die Leben spendet.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
1. Juli 2025
Von:
Dr. Christoph Kohl

Klöster haben Konjunktur. Denen, die dort zu Besuch sind, tun sie richtig gut. Oft sind es weiträumige Gebäude, mit lichtdurchfluteten Fluren, heimelig und in schöner Landschaft.

All das gibt es nicht im „Stadtkloster im Hochhaus“ im Freiburger Stadtteil Weingarten. Dort befindet sich ein Kloster der anderen Art. In einem 20-stöckigen Hochhaus in der Krozinger Straße, wirklich nicht schön und auch nicht besonders gepflegt. 

Aber Mathilde und Ulli sind vor Jahren bewusst mit drei Gleichgesinnten dorthin gezogen. 20 Jahre lang haben sie wohnungslose Menschen bei sich aufgenommen und mit ihnen zusammen gelebt. Manche von ihnen haben dadurch mit der Zeit gelernt, wie ein normales Leben geht; manche sind wieder zurück auf die Straße gegangen. Aber alle haben in dieser Zeit gespürt, dass sie als Menschen eine Würde haben. Uli, von Beruf Lehrer, sagt dazu im Rückblick: „Das war ein richtig reiches Leben.“ Leider mussten sie dieses Wohnprojekt wegen einer Erkrankung aufgeben.

Inzwischen sind sie in Rente – jetzt haben sie eine Wohnung als „Stadtkloster im Hochhaus“. Sie leben dort ihren Glauben mitten unter all den anderen Leuten. „Wir wollen das, was wir geschenkt bekommen haben, teilen“ sagt Uli. Sie haben in der Wohnung Platz für jemanden, der eine Zeitlang mitleben möchte. Einfach so. Oder um die persönliche Spiritualität zu vertiefen. Deshalb bieten die beiden geistliche Begleitung und Exerzitien an. Auch Exerzitien auf der Straße, draußen im Stadtteil, um dort Gott und seinem Wirken unter den Menschen auf die Spur zu kommen. Damit die Gäste achtsamer und geschwisterlicher werden können. Wie in einem richtigen Kloster. Aber gerade auf diese unkonventionelle Weise ebnen Uli und Mathilde anderen den Weg zu Gott, zu den Menschen und zu sich selbst. Das „Stadtkloster im Hochhaus“ ist ein starkes Stück Kirche!