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Zwischenruf - Michael Kinnen:Eine religiös motivierte Tat

Warum es gut ist, manche Worte genau(er) zu nehmen.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
17. Juni 2025
Von:
Michael Kinnen

„Es war eine religiös motivierte Tat“. Wenn ich solche Nachrichten höre, halte ich oft die Luft an. Denn meist versteckt sich hinter diesem Nachrichten-Satz, dass es einen neuen Terroranschlag gab; dass Menschen zu Schaden gekommen sind; dass es Tote und Verletzte gab. Und dann gibt es noch mehr Hass und Hetze in den so genannten Sozialen Netzwerken, wo Leute die schreckliche Tat kommentieren. Eine „religiös motivierte Tat“: das verbinden viele mit Fanatismus, Radikalismus und Terrorismus. Und für manche scheint sich dann zu bestätigen, dass Religionen angeblich eh nur Unheil über die Welt bringen - egal welche. Als religiöser Mensch betrifft mich das. Denn ich glaube, im Kern sind alle Religionen trotz ihrer Unterschiede darauf angelegt, dass sie den Menschen in seiner tiefen Sehnsucht nach Sinn und Lebensglück ansprechen. Dass das missbraucht werden kann, dafür sind alle anfällig, weil sie eben Menschen sind, mit freiem Willen - auch zum Bösen. Aber eben auch zum Guten. Ich denke an den Taxifahrer in Mannheim, der den Amokfahrer gestoppt hat. Ein religiöser Mann, ein Muslim. Einer, der - wie er sagte - sich aus religiösen Motiven dem Terror in den Weg gestellt hat. Weil er Menschenleben retten wollte. Eine religiös motivierte Tat - zum Guten. Und dann gibt‘s die vielen, die nicht in den Nachrichten vorkommen, weil es so normal - und zu normal ist: die Welt ist voll von Menschen, die sich aus religiösen Gründen für andere einsetzen: für Ausgegrenzte und Klein-Gemachte, für Menschen in Not, für Arme und Bedürftige. Das sind Menschen, die „eine religiös motivierte Tat“ begehen, immer wieder und täglich. Und die gerade so die Welt ein bisschen besser machen. Gott sei Dank.

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Eine religiös motivierte Tat