Zwischenruf - Lisa Olschewski:Einer trage des anderen Last

„Gib´ mir das, ich kann es halten. Wenn du´ s später noch willst, kriegst du es wieder. Dann ist alles beim Alten.“
So heißt es in dem Lied "Bist du nicht müde" der Band "Wir sind Helden". Ja, ich bin manchmal müde. Gerade im November, wenn alles oft grau und dunkel erscheint. Und so spricht mich der Refrain von "Wir sind Helden" an. Da ist eine oder einer, der meine Last tragen kann.
"Einer trage des anderen Last", schreibt Paulus in einem Brief in der Bibel. Paulus erinnert die Gemeinde daran, dass Leid nicht gegeneinander aufgewogen werden kann und soll, nach dem Motto: Mir geht es gerade auch schlecht oder ich habe auch gerade viel zu tun, ich kann jetzt nicht. Gerade in Zeiten, in denen Selbstfürsorge zurecht so sehr beworben wird, ist es wichtig, sich nicht nur um sich selbst zu drehen.
Wie wichtig das ist, merke ich gerade in meinem eigenen Leben. Denn auch meine Freundinnen tragen derzeit eine Last. Jede ihre eigene. Und dennoch bieten sie mir unentwegt an, das Schwere in meinem Leben mit mir zu tragen. Ganz praktisch, wenn sie auf meine Kinder aufpassen oder mit mir einen Überraschungsausflug planen. Das Leid nicht gegeneinander aufzuwiegen, zu sagen, mir geht es auch schlecht, ich kann jetzt nicht, sondern zuzuhören und da zu sein, auch wenn man eine eigene Last trägt, darum geht es Paulus. Der eine trage des anderen Last. Ohne nachzudenken, einfach nur aus Liebe.
Und wenn gerade keiner da ist, um meine Last zu tragen, ist da immer noch Gott, dem ich am Ende eines jeden Tages alles in seine Hand legen kann, alles Schwere und Unfertige, sodass ich mich wieder leichter fühlen kann. Um es mit den Worten der Band “Wir sind Helden” zu sagen: Gib´ mir das, ich kann es halten. Wenn du es später noch willst, kriegst du es wieder. Dann ist alles beim Alten.