Zwischenruf - Marita Rings-Kleer:Es fängt alles bei mir an

Was haben Miss Marple und meine Mutter gemeinsam?
Auf den ersten Blick waren sie zwei reizende alte Damen, die gern gestrickt und geplaudert haben und die in einem kleinen Dorf lebten.
Die eine in einem fiktiven Ort in England, die andere in der Eifel.
Aus dieser Tatsache haben beide dann folgende These entwickelt:
egal, ob es sich um die große Welt oder die hohe Politik oder eben um ein kleines Dorf handelt, die Prinzipien des Lebens gelten überall gleich.
Und Recht hatten sie!
Überall leben Menschen, im Glück oder in der Not, liebevoll oder gehässig, großzügig oder eifersüchtig, freundlich oder missgünstig.
So wie in der großen weiten Welt wird auch in einem kleinen Dorf Gutes getan und Intrigen gesponnen, es wird gelacht und gelogen, betrogen und auch schon mal gemordet.
Miss Marple brauchte meist nicht weit zu reisen, um auf ihre so eigene Art bei einer Tasse Tee einen kniffligen Mord aufzuklären.
Meine Mutter brauchte nur ihr Wohnzimmer und heißen Kaffee, um ihren Zeitgenossen in all ihren Nöten Mut und Trost zuzusprechen.
So hat sie in vielen Jahren unzähligen Menschen weitergeholfen und unendlich viele Tassen Kaffee gekocht.
Es spielt tatsächlich keine Rolle, ob etwas in der großen Welt passiert oder in einem kleinen Dorf.
Alles Tun hat seine Wirkung immer auf ganz reale Menschen.
Das Fazit der beiden alten Damen dazu:
Es kommt immer konkret darauf an, wie ich meine Welt gestalte und dem Menschen begegne, der gerade neben mir ist.
Und damit brauche ich auch nicht zu warten, bis ich eine alte Dame bin.