Zwischenruf - Martin Wolf:Gutes sammeln

„Das Leben ist kein Ponyhof.“ Ein flotter Spruch, wenn auch einer mit Schlagseite. Denn das soll ja heißen: Im Leben gibt’s nicht nur Sonnentage. Da kann‘s auch richtig fies werden. Wichtig ist dann, wie ich sowas überstehen kann. Ein Tipp, den ich dazu gefunden habe: Erinnerungen bewusst zu sammeln und aufzubewahren. Etwas, das schön war. Glückliche Momente. Damit sie nicht verloren gehen. Vielleicht habe ich ein Foto von dem wunderbaren Sommerfest im Garten. Eine Muschel, die mich an den Urlaub am Meer erinnert. Eine Eintrittskarte zum Konzert, das so lange in mir nachgeklungen ist. Schätze für dunklere Tage. Denn wie es scheint, neigen wir Menschen dazu, das Gute für normal zu halten und schneller abzuhaken. Ich selbst ertappe mich auch oft dabei. Deutlich länger treiben mich nämlich Sachen um, die misslungen sind. Die schmerzvoll waren und unangenehm. Und wie schnell bin ich dann auf der Schiene, dass alles düster aussieht. Kaum noch Erfreuliches passiert. Auch Erinnerungen haben also manchmal Schlagseite. So eine Erinnerungsbox könnte mir dann zeigen: Nein, so einseitig ist dein Leben nicht. Das gibt’s auch viel Helles. Oder wie die Psychiaterin Verena Kast mal gesagt hat: Die schlechten Erinnerungen kommen von selbst, die guten müssen wir pflegen.