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Zwischenruf - Dr. Christoph Kohl - auf SR3:„Hallo, …“

Was eine Anrede (nicht) ausdrücken kann. Gipfelkreuze können für die Wanderer eine Hilfe und eine Orientierung sein.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
12. Okt. 2025
Von:
Dr. Christoph Kohl

„Hallo, Christoph!“ So werde ich immer öfter im Internet und in Mails angeredet. Oft von Absendern, mit denen ich nichts zu tun habe. Das empfinde ich als unangemessen, als übergriffige Anmache. Ich mag auch nicht, dass ich von anderen einfach so geduzt werde.

Vielleicht bin ich da zu altmodisch. Ich weiß, dass es im Englischen kein „Sie“ oder „Du“ gibt. Aber ich schätze die Möglichkeit der deutschen Sprache, dass wir da genauer sein können, dass wir differenzieren können.

Deshalb: Warum nicht „Sie“ und „Sehr geehrte Frau Sowieso“, wenn es um etwas Offizielles-Dienstliches-Amtliches geht oder um jemanden, der mir nicht gerade nahesteht? Die Anrede „Sehr geehrter Herr Sowieso“ spiegelt die Distanz zwischen uns wider; zugleich ist sie höflich, sie drückt einen gewissen Respekt aus und würdigt den Angesprochenen.

Dagegen empfinde ich die Anrede mit Ausdrücken wie „Hallo, …“ als zwar gut gemeinten, lockeren Gruß, der aber unverbindlich und inhaltsleer ist. Und wenn ich dann noch mit Vornamen und Du angesprochen werde, obwohl ich mit dem Schreiber nichts Persönliches zu tun habe, dann befremdet mich das. 

Umgekehrt freue ich mich über jedes „Du“ und jede Anrede mit „Lieber Christoph, …“, wenn da etwas dahinter ist. Diese Anrede ist für mich stimmig, wenn uns eine gewisse Beziehung verbindet, eine persönliche Nähe, dass der er andere wirklich an mir als Person interessiert ist. 

Schon immer auf Du und Du bin ich mit Gott. Und das ist mehr als stimmig. Bei ihm kann ich sicher sein, dass er mir so nahe ist und es so gut mit mir meint, wie es nur denkbar ist. Sein „Du“ mir gegenüber drückt aus, dass er mich kennt und 100% Ja sagt zu mir, so wie ich bin. Es ist wunderbar, wenn ein „Du“ unter Menschen ähnlich viel ausdrückt.