Zwischenruf - Martin Wolf:Herzenshund

Henri heißt er und hat schon einige Jahre auf dem goldbraunen Fell. Henri ist ein Hund und lebt in einem Seniorenheim in Mainz - zusammen mit vielen alt gewordenen Menschen. Manche von ihnen sind dement, leben zum Teil in längst vergangenen Zeiten. An die können sie sich noch erinnern. Und da kommt Henri ins Spiel. Einen Herzensöffner, so nennt ihn eine der Ordensschwestern, die dort arbeiten. Denn die Begegnung mit dem Hund macht etwas mit den Menschen. Sie freuen sich, werden aktiver. Manche beginnen sogar zu erzählen. Und Henri, der spürt instinktiv, wenn es einer Bewohnerin etwa nicht gut geht. Dann wird er vorsichtiger, muntert sie auf, zaubert dem alten Menschen manchmal auch wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Ob Tiere so etwas wie eine Seele haben? Immer mal wieder wird sowas ja diskutiert. Ich bin da eher skeptisch. Aber wenn ich Henri und die alten Menschen sehe, dann denke ich: Vielleicht ist da ja doch was dran. Unter Menschen sprechen wir immerhin von Seelenverwandtschaft, wenn zwei sich quasi blind ergänzen. Wenn, im Bild gesprochen, ihre Seelen sich berühren. Und ein wenig so erscheint das manchmal auch, wenn Henri, der Seniorenheimhund, die alten Leute aufmuntert und wieder ein wenig zurück ins Leben holt. Ob nun Seele oder nicht. Eine Art Seelsorger für die alten Menschen ist Henri auf jeden Fall.