Zwischenruf - Birgit Wenzl-Heil:Klara von Assisi

In der Nacht flüchtet sie aus dem Elternhaus. Am geheimen Treffpunkt in der Kapelle angekommen setzt sie ein Zeichen: Ihr Freund schneidet ihre langen Haare ab und gibt ihr einen einfachen Kittel zum Anziehen. Aus der reichen Adeligen ist jetzt die Freundin der Armut geworden. Chiara di Offreduccio - besser bekannt als: Heilige Klara von Assisi. Heute vor 772 Jahren ist sie gestorben. Hübsch, intelligent und aus reichem Elternhaus hat Klara viele Verehrer. Aber sie ist entschlossen, ihrer großen Liebe zu folgen: Jesus. Mit Franz von Assisi verbindet sie eine tiefe geistliche Freundschaft, seitdem er sie dafür begeistert hat, mit Haut und Haar Jesus in Armut zu folgen. Sie möchte, wie Franz und seine Gefährten, umherziehen und predigen. Das ist für eine Frau des 13. Jahrhunderts allerdings unmöglich. Deshalb lässt sie sich bei der Kirche San Damiano häuslich nieder. Sie muss aber immer kämpfen. Selbst darum, um mit ihrer schnell wachsenden Frauengemeinschaft in Armut leben zu dürfen. Die offizielle Erlaubnis dazu erhält sie vom Papst erst kurz vor ihrem Tod. Klara schreibt die erste Ordensregel einer Frau für Frauen. Sie enthält erstaunlich demokratische Elemente und möchte die Eigenverantwortlichkeit ihrer Gefährtinnen stärken. Es sind Briefe von ihr bis nach Prag und Brügge erhalten, in denen sie Frauen liebevoll bestärkt, ihrem eigenen geistlichen Weg zu folgen. Für mich ist Klara eine starke Frau, die durch die Jahrhunderte eine immer aktuelle Frage wachhält: „Warum legst du nicht einfach ab, was dich vom eigentlichen Leben abhält, und folgst deiner großen Liebe?“