Zwischenruf - Matthias Marx:Maria Himmelfahrt

Heute ist ein Feiertag, „Maria Himmelfahrt“ nennt man ihn volkstümlich. Das ist aber nicht exakt, denn der letzte Tag von Maria war doch anders als bei Jesus selbst.
Zunächst einmal ist es der Sterbetag von Maria – die orthodoxe Kirche des Ostens sagt es auch so: Kimisis, das heißt Entschlafung.
Weil in der Bibel von diesem Ereignis nichts steht, kamen viele fromme Geschichten auf, Legenden eben.
Die haben aber meist einen echten Kern. Zum Beispiel, dass die zwölf Apostel Zeugen ihres Todes waren. Auf vielen Bildern stehen sie um das Sterbebett herum. Das sagt mir: diese Männer nehmen sie in die Mitte, erkennen in dieser Frau ganz intensiv die Gegenwart des auferstandenen Christus'. Nicht nur eine Erinnerung, sondern eine Gegenwart.
Das heißt für mich auch: diese gestandenen Männer haben viel gelernt von einer Frau, in deren Leben nichts anderes eine Rolle spielte als Jesus, ihr Sohn.
Die Apostel haben von ihr gelernt, dass das Unbegreifbare, die Auferstehung, größer ist als das Begreifliche, der Tod. Und so erleben sie in diesem Abschied von Maria ein neues, kleines Ostern.
Die Maler aller Jahrhunderte haben gerne dargestellt, dass Jesus seine sterbende Mutter abholt. Als würde er sagen:
„Du hast mich zur Welt gebracht, ich bringe dich zum Himmel.“