Zum Inhalt springen

Zwischenruf - Dr.in Martina Fries:Nichtwissen und Wissenwollen

Das Nichtwissen und Wissenwollen hat Menschen schon immer vorangebracht.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
21. Okt. 2025
Von:
Dr.in Martina Fries

„Weißt du, ob es eine Auflaufform gibt?“ „Weißt du, wo ein Kochlöffel ist?“ „Weißt du wie lange das kochen muss?“ „Weißt du …?“
Vor Kurzem endete eine ganze Serie solcher Weißt du – Fragen mit einem Nein von mir. Für mein Gegenüber anscheinend zu oft, denn ich bekam zur Antwort: „Du weißt ja gar nichts.“ 
Nicht nur bei praktischen Fragen möchten wir es in der Regel genau wissen. 
Aber wenn ich nicht weiß, dann muss ich suchen. Dann muss ich selbst aktiv werden. 
Das Nichtwissen und Wissenwollen hat Menschen schon immer vorangebracht. Deshalb finde ich es sehr bedenklich, wenn in Politik, Gesellschaft und Kirche immer mehr die einfachen Antworten statt dem komplexen Suchen gewünscht sind. 
In dem Kinofilm Konklave sagt der für die Papstwahl Verantwortliche folgendes: "Gewissheit ist der erbittertste Feind der Einheit. Gewissheit ist der tödliche Feind der Toleranz." Er bezieht sich dabei auf die unterschiedlichen Lager und Meinungen, die es in der Gruppe der Kardinäle gibt und wirbt für das Zweifeln. Zweifeln hinterfragt das sicher behauptete und/oder geglaubte. Zweifeln führt zum Suchen. Suchen verbindet. 
Mir ist Wissen angenehmer als Zweifeln. Und das geht vermutlich den meisten so. Daher sind eindeutige Antworten so verlockend. Doch Gewissheit spaltet und gefährdet so den Frieden. 
Was wirklich helfen kann beim Nichtwissen zeigt der Verlauf des Filmes: zweifeln, gemeinsam suchen, lieben und hoffen.