Zwischenruf - altfried g. rempe:Nur Lampen...

Ganz am Anfang erzählt die Bibel in großen Bildern,
wie Gott die Welt erschaffen hat; Himmel und Erde in sechs Tagen
plus Ruhetag am siebenten, Shabbat.
Am vierten Tag hängt Gott Sonne Mond und Sterne an den Himmel
als große Lampen und als kleine Lichter.
Nur Lampen – das war vor dreitausend Jahren eine Revolution:
Rund um Israel herum galten die Gestirne als Göttinnen und Götter.
Und jetzt: Lampen; die sollen vor allem: leuchten.
Das entzaubert und entmachtet sie.
Entzaubert haben die Menschen inzwischen ja auch Tag und Nacht.
Gefühlt jedenfalls beginnt heute Abend die längste Nacht des Jahres.
Umstellung auf die Winterzeit; da gibt es eine Nacht-Stunde mehr…
Wie viele schöne lange Sommerabende haben wir dieses Jahr genossen,
obwohl der Sommer nur so lala war!
Und jetzt, morgen früh, zum guten Schluss: eine Stunde länger schlafen...
Eigentlich, sagen viele, ist es doch völlig unnatürlich,
bringt zweimal im Jahr den Lebensrhythmus durcheinander.
Milchbauern finden ihre Kühe unruhiger durch die verschobenen Melkzeiten;
feinfühlige Menschen haben den Eindruck,
dass sie eine Stunde zu früh oder zu spät in die Mittagspause müssen.
Und viele Ökonomen und Ökologen finden Sommerzeit
sowieso Quatsch oder sogar schädlich.
Statt Energie zu sparen, verursachen längere Sommerabende mehr Autoverkehr;
die Leute fahren in die Wälder und joggen bis tief in die Nacht…
Das EU-Parlament will das ja wieder abschaffen mit der Zeitumstellung –
aber ob Europa dann gemeinsam immer Sommerzeit hat?
Alles vielleicht noch mal neu zu bedenken, schon richtig.
Aber es ist keine Frage der sogenannten Schöpfungsordnung.
Und auch die Bibel hält sich aus solchen Fragen total raus.
Oder noch mehr – seit Sonne Mond Sterne als Götter entzaubert sind,
lassen sich auch Tag und Nacht mal eben um eine Stunde verschieben.
Sind nur Lampen, sagt die Bibel.
Und ob die eine Stunde früher oder später leuchten:
das entscheidet mal schön selbst, ihr Menschenkinder!