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Zwischenruf - Dr. Martina Fries:Raus aus der Bubble

Gerade an Fronleichnam soll es darum gehen, dass man aus seiner eigenen Bubble rauskommt.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
19. Juni 2025
Von:
Dr. Martina Fries

Heute ist Fronleichnam. Ein sehr katholisches Fest. Viele Gemeinden feiern es draußen. Wenn das Wetter es erlaubt. Der Gottesdienst ist nicht in der Kirche, sondern im Stadtpark, auf dem Marktplatz, auf dem Sportplatz. Oft gibt es auch eine Prozession.
Was sonst im Kirchenraum geschieht, ist heute öffentlich. 
Und die, die es tun, setzen sich aus. 
Männer in Messgewändern, Weihrauch, Monstranz, Kirchenlieder, all das passt eigentlich nicht an die Orte, an denen es heute ist. Passant*innen fühlen sich gestört, irritiert, machen sich lustig. 
So, wie das Fronleichnamsfest traditionell gefeiert wird, passt es nicht mehr. 
Dabei geht verloren, worum es an Fronleichnam auch geht: Fronleichnam ist ein Fest gegen die Versuchung des Rückzugs, gegen die Beschränkung auf Eigenlogiken, für das Verlassen der Komfortzone, der eigenen Bubble. Für die Begegnung mit anderen und anderem. 
Fronleichnam erinnert daran: Nur wenn ich mich aussetze, wenn ich mich riskiere, wenn ich ins Fremde gehe, kann mir Neues begegnen. Und nur wenn mir Neues begegnet, kann ich mich verändern und weiterentwickeln. Das gilt für die Kirche, für Einzelne, für Gruppen und Institutionen. 
Damit es zur Weiterentwicklung kommen kann, braucht es die Bereitschaft dafür und einen gegenseitigen Austausch. Da ist bei den meisten Feiern heute noch Luft nach oben.
Dennoch: Das Fronleichnamsfest hat eine wichtige Botschaft: Es braucht die Begegnung mit dem Fremden, um den Horizont zu erweitern, um sich weiterzuentwickeln. 

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Raus aus der Bubble