Zwischenruf - Dr. Christoph Kohl:Ruhestand

Mein Ruhestand steht vor der Tür. Der 31. Dezember wird mein letzter Arbeitstag sein. Und der kommt jetzt schnell näher. Ich erlebe diese Zeit mit gemischten Gefühlen.
Jahrzehntelange war ich in verschiedenen Aufgaben und Ämtern aktiv, mit viel Freude und Herzblut. Und das endet jetzt – mit allem, was dazugehört. Ich werde dann nicht mehr für den Dom zuständig sein, bin kein Chef mehr, treffe meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr, die ich sehr schätze.
Ich bin froh, dass ich Sitzungen und so manche unliebsame Tätigkeit nicht mehr machen muss. Und ich kann als Priester und Seelsorger einiges noch ehrenamtlich weitermachen. Aber zunächst muss ich loslassen, und da ist Wehmut dabei. Zunächst verliere ich viel von dem, was mein Leben ausgefüllt hat. Das ist schon ein Stückchen Sterben.
Mir ist wichtig, diese Übergangsphase bewusst zu erleben und zu gestalten. Ich möchte das, was zu Ende geht, gut abschließen, äußerlich und innerlich.
Deshalb habe ich schon zu Beginn des Jahres mein Dienstende und die neue Lebensphase ins Auge gefasst, um mich innerlich darauf einzustellen. Meine Exerzitien, zehn Tage Zeit für Besinnung und Gebet, haben mir dabei sehr geholfen. Ich konnte zurückschauen auf meine Dienstzeit. Mit großer Dankbarkeit – und auch mit dem Blick auf das, was nicht so gut war, womit ich vielleicht noch nicht ganz versöhnt bin. Und ich konnte das Loslassen einüben. Eine Grundhaltung, die für das Leben insgesamt wichtig ist - bis hin zum großen Loslassen im Tod. Ich bin dabei, Vergangenes, auch Liebgewordenes, in die Hände Gottes zurückzulegen. Und ich erlebe, dass ich gerade dadurch offen werde für die neuen Lebenschancen, die Gott mir täglich zuspielt, ganz sicher auch im Ruhestand. Also kann der nur gut werden!