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Lebenszeichen - Corinna Achtermann:Sommerferien – Nicht für alle ein Spaß

Kinderarmut und Gewalt in Familien sind zwei Themen, die gerade in den Sommerferien deutlich in Erscheinung treten.
Man sieht kleine grüne Pflanzen, die gerade beginnen zu wachsen
Datum:
19. Juli 2025
Von:
Corinna Achtermann

Sommerferien. Für die einen: Spaß, Urlaub, Schwimmbad und Ausflüge. 
Für die anderen: Tristesse, Langeweile, Angst und Sorgen.
Denn nicht für alle Kinder bedeuten diese 6 Wochen eine sorgenfreie Zeit. 
Für manche Kinder in Deutschland sind diese 6 Wochen kein Grund zur Freude. Denn diese 6 Wochen können zur Folge haben, dass es keine warme Mahlzeit mehr am Tag gibt. 6 Wochen lang keinen geregelten Tagesablauf. 6 Wochen lang keine Freizeitgestaltung. 
In Deutschland lebt aktuell jedes 5. Kind in Armut. Und das hat weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Kinder. Denn vieles, was im Sommer attraktiv ist, kostet Geld. Egal ob der Eintritt ins Schwimmbad oder das Eis mit den Freunden. Für viele Familien sind diese Dinge finanziell nicht leistbar. Und von Urlaubsreisen gar nicht erst zu reden. Für die Kinder kann das bedeuten: Scham, Ausgrenzung, Langeweile und vieles mehr.
Aber das ist nur eine Seite. 6 Wochen Sommerferien können auch bedeuten: 6 Wochen lang Gewalterfahrung. 6 Wochen in einem Zuhause, das wenig Wärme und Liebe bietet. 6 Wochen lang den ganzen Tag in einem Zuhause, in dem Alkohol oder andere Suchtmittel den Alltag prägen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. 
Die Gedanken an all diese Kinder und Jugendlichen machen mich traurig. Ich selbst habe solche Erfahrungen nie machen müssen. Und wenn ich meine Tochter anschaue, bin ich froh, dass ihr solche Erfahrungen bislang auch erspart geblieben sind und ich hoffe inständig, dass das auch so bleiben wird. 
Doch was kann getan werden, um die Situation zu verändern? Ich möchte hier jetzt aber keine politische Debatte initiieren. Es gibt Forderungen nach mehr Unterstützung für Familien mit geringem Einkommen, um Kinderarmut zu bekämpfen und Kindern die Teilnahme an Ferienangeboten zu ermöglichen. 
Der ehemalige Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Gustav Heinemann soll einmal gesagt haben „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt.“  
Der Auftrag richtet sich nicht nur an die Politik, sondern an die ganze Gesellschaft. Es braucht jede und jeden von uns. Es beginnt mit dem Hinschauen. Es beginnt damit, die Situation wahrzunehmen. Die Realität vieler Kinder und Jugendlichen sichtbar zu machen und sie sehen zu wollen. Das ist der erste Schritt. Dabei dürfen wir aber nicht stehen bleiben, wenn es Veränderung geben soll. Es braucht dann auch den Einsatz und das entschiedene Handeln.
Sowohl von Politik aber auch von der Zivilgesellschaft und den Religionsgemeinschaften.
Viele Träger im Saarland bieten daher in den Sommerferien Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an, die einerseits sehr kostengünstig sind und andererseits eine Auszeit aus dem häuslichen Umfeld bieten. Egal, ob das die AWO, der VAMV - Verband alleinerziehender Väter und Mütter, die Caritas oder die Diakonie sind. Hier arbeiten unterschiedliche Träger, kirchlich und zivilgesellschaftlich, eng zusammen. Es gibt es aber auch konkrete Freizeitangebote in den Kommunen und Gemeinden. Ferienfreizeiten, Ortsranderholungen, Tagesausflüge, Bastelnachmittage. In diesem Bereich sind auch die Kirchen mit vielen Angeboten aktiv und versuchen Kinder und Familien zu unterstützen. Teilnahmebeiträge sind oftmals sehr gering und in akuten Notsituationen wird gemeinsam versucht Lösungen zu finden.  
Und wenn man ganz konkret etwas tun will, dann kann man mal schauen, ob es im Umkreis ein Ferienangebot für Kinder und Jugendliche gibt und mit dem Anbieter Kontakt aufnehmen. Vielleicht kann man durch eine kleine Spende oder eine andere Form der Unterstützung dazu beitragen, dass ein Kind oder eine Familie die Chance hat, ein solches Angebot wahrzunehmen.
Kinderarmut und Gewalt in Familien sind nicht nur in den Sommerferien ein drängendes Problem. Hier treten sie aber besonders deutlich in Erscheinung. Es ist wichtig, dass sowohl staatliche und kirchliche Stellen als auch die Zivilgesellschaft Maßnahmen ergreifen, um Kindern hier zu helfen. 
Kinderarmut und Gewalt in Familien, zwei Themen, die sichtbar gemacht werden sollten. Und das nicht nur zur Ferienzeit.