Zwischenruf - altfried g. rempe:Trauer: liebevolle Erinnerung…

Kurz nacheinander waren er und seine Frau gestorben –
beide in hohem Alter,
beide eigentlich schwach und krank;
aber eben doch sehr traurig, dass sie die Familie
und uns, ihre Freunde verlassen mussten.
Nach der Beisetzung waren wir eingeladen zum Beerdigungs-Kaffee –
ist ja immer schön, dass sich da Menschen treffen;
anderseits schade, sich fast nur zu traurigen Anlässen wiederzusehen …
Aber gut – wenigstens jetzt Erinnerungen ausgetauscht, Kontakte erneuert.
Auf den Tischen Papier-Servietten mit dem kurzen Satz:
„Trauer ist liebevolle Erinnerung“.
Ich fand das eine schöne Botschaft – Trost vielleicht; oder sogar eine Einladung.
Manche Menschen wehren die Trauer ja ab –
weil sie das ein irgendwie schwächliches Gefühl finden.
Manche zerfließen geradezu, verlieren anscheinend ein Zeit lang jeden Halt,
weil der oder die liebe Verstorbene so etwas wie die Mitte ihres Lebens war.
Und die haben sie verloren…
Und dann gibt es die neunmalklugen Ratschläge:
Kopf hoch, geht vorbei, kommst du bald drüber hinweg, sagen die.
Aber Trauer braucht ihre Zeit – und da darf niemand dreinreden
mit noch so gut gemeinten Hinweisen oder eben Rat-Schlägen.
Ich wünsche den Überlebenden oder Hinterbliebenen immer,
dass sie sich all die Zeit nehmen und geben lassen,
die ihre Trauer eben braucht. Kurz – oder auch lang.
Manche Trauer hört nie auf – aber sie wird sich verändern.
Wer aus diesem Leben gegangen ist, mit der oder dem bleibst du verbunden;
mehr oder weniger, ein bisschen ähnlich
wie die Verbindung auch im Leben schon war.
Bald wird die Trauer aufhören, dich zu erdrücken;
sie bleibt und wird – hoffentlich – zu liebevoller Erinnerung.
Am Beerdigungs-Kaffeetisch ist es ein bisschen zu früh –
aber Trauer – auch bleibende Trauer – ist liebevolle Erinnerung.