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Zwischenruf - Christian Heinz:Warum sie und nicht ich?

Eine Statue auf dem Petersplatz erinnert Christian Heinz daran: Vergiss nicht, gastfreundlich zu sein!
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
5. Juli 2025
Von:
Christian Heinz

Mit einem Schiffbruch beginnt die Autobiographie von Papst Franziskus. Menschen, die wie seine Vorfahren aus Italien nach Südamerika emigriert sind, erleiden diesen Schiffbruch. Seine Vorfahren hatten Glück und überleben. Mit diesem „Prolog“ erinnert der verstorbene Papst an seinen Migrationshintergrund und das Schicksal so vieler Menschen, die ihre Heimat verlassen. „Warum sie und nicht ich?“, wird eine der Fragen sein, die Franziskus immer wieder stellt. „Warum sind diese Flüchtlinge ertrunken und die meiner Familie nicht?“

„Warum sie und nicht ich?“, wird Papst Franziskus sich immer wieder fragen, wenn er Gefängnisse besucht. Er weiß, dass es oftmals die Lebensumstände sind, die jemanden zum Verbrecher, zur Verbrecherin machen. 
„Warum sie und nicht ich?“, eine Frage, die ich mir auch stellen kann, angesichts der Fluchtbewegungen auf dieser Welt, der kriegerischen Auseinandersetzungen, die kein Ende zu finden wissen.

Auf dem Petersplatz in Rom hat Papst Franziskus die Bronzeskulptur „Angels unawares“ aufstellen lassen.  Sie zeigt ein Flüchtlingsboot, mit Menschen aus verschiedenen Generationen und Epochen. Auch hier die Botschaft: Wir alle haben Migrationshintergrund und jede und jeden kann das Schicksal eines Flüchtlings treffen. Aus der Mitte der dichtgedrängten Personen ragen Engelsflügel hervor. Der Künstler Timothy Schmalz erinnert damit an den Bibelvers: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn so, haben viele ohne ihr Wissen, Engel beherbergt“. Die Migranten sind – wie jeder Mensch - heilig und wer einen anderen Menschen aufnimmt, kann ohne sein Wissen einen Engel beherbergen.

Das sind echte christliche Werte: Das Wissen um den eigenen Migrationshintergrund, die tiefe Solidarität und Verbundenheit, wenn ich mich frage: „Warum sie und nicht ich?“, das Wissen darum, dass in jedem Menschen – gerade in den Geflüchteten – das Heilige mir entgegenkommen kann und last but not least: 
die Gastfreundschaft.