Zwischenruf - Marianna Barachino:Was uns trägt, wenn nichts mehr trägt

Neulich bin ich an einem sonnigen Sommertag im Wald spazieren gewesen. Ohne über den Weg nachzudenken, bin ich im Ruheforst gelandet. Ich habe mich spontan entschieden eine mir nahestehende Person zu besuchen, die letztes Jahr unerwartet gestorben ist. Dabei fiel mir wieder ein, wie tragisch der Verlust im letzten Jahr war. Welche Leere mich damals plötzlich eingeholt hatte.
Was trägt uns, wenn wir mit der Endlichkeit konfrontiert werden? Wenn uns ein Mensch verlassen muss? Wenn nichts mehr Sinn ergibt? Was trägt uns, wenn es plötzlich still wird?
Mir hilft dabei die Ruhe des Waldes. Es ist eine Ruhe, die gefüllt ist mit Leben. Diese Ruhe kann heilend sein. Sie schenkt mir einen Raum, in dem ich trauern darf, weinen kann, durchatmen – und vielleicht langsam wieder Kraft schöpfen.
In dieser Ruhe liegt etwas Kostbares. Im Wald, zwischen Bäumen und Moos, fernab vom Lärm des Alltags, wird das besonders spürbar. Man muss nicht in ein Kloster gehen, um zur Ruhe zu kommen – manchmal reicht ein Spaziergang, ein Innehalten auf einer Bank, ein Blick nach oben in die Baumkronen.
Auch wenn nichts mehr trägt, kann mich genau diese Ruhe halten. Nicht als Lösung – sondern als ein sanftes Dasein, das mich daran erinnert, dass das Leben trotz allem weiterfließt.