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Lebenszeichen - Michael Kinnen:Zuversicht tut gut: „Wir schaffen das“ - Yes, we can!

„Wir schaffen das!“ - Ein einfacher Satz der Zuversicht; im politischen Zusammenhang oft belächelt, diffamiert und schlecht geredet. Aber bleibend wahr... und not-wendig
Man sieht kleine grüne Pflanzen, die gerade beginnen zu wachsen
Datum:
6. Sept. 2025
Von:
Michael Kinnen

„Wir schaffen das!“ Was für ein schöner Satz! Gerade sind es zehn Jahre her, da hat die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihn gesagt. In einer Pressekonferenz - angesprochen auf die Herausforderungen angesichts der Flüchtlingskrise. „Wir haben schon so viel geschafft: Wir schaffen das!“ Wie sehr wurde ihr der Satz seitdem um die Ohren gehauen, belächelt, verspottet, verdreht. Und doch glaube ich, dass sie absolut Recht hatte - und zwar sogar ganz unabhängig vom damaligen Zusammenhang und auch ganz unabhängig von politischen Überzeugungen. Denn: So ein Satz wirkt - und bleibt nachhaltig im Gedächtnis, motiviert zum Handeln. Und er hat sich bewahrheitet: Während auch heute, zehn Jahre danach, noch emotional darüber diskutiert wird, bekennen in Umfragen die allermeisten, dass sie - wenn sie ehrlich sind - persönlich von der vielzitierten Krise gar nicht so sehr eingeschränkt worden sind, wie das gesamtgesellschaftlich „gefühlt“ wird. Der Glücksindex, also der Messwert für das persönliche Wohlbefinden, ist in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren nicht gesunken, bis zur Corona-Zeit sogar angestiegen: Ja, wir schaffen das! 
Aber das lebt auch vom Mitmachen! Was Angela Merkel, die Pfarrerstochter aus der Uckermark und spätere langjährige Bundeskanzlerin da gesagt hat, ist nicht einfach nur eine politische Parole für ein Wahlplakat gewesen. Der Satz kommt, wie sie sagte, auch und gerade aus ihrem christlichen Menschenbild. Da war sie für die Union vorbildlich, gerade weil es dort auch andere Stimmen gab und wieder gibt. Von den politischen Gegnern ganz zu schweigen. Da wurden Menschen, die solidarisch handeln, als „Gutmenschen“ diffamiert. Das hat deren Engagement zwar keinen Abbruch getan, aber doch auch gesellschaftlich gespalten. Es gibt Unkenrufe und Schlechtredner, Spalter und Hetzer, die davon politisch profitieren wollen. Mir macht das Sorge, wenn manche einfachste Lösungen propagieren, die am Ende noch mehr Unheil anrichten - und mehr noch, wenn andere darauf hereinfallen. Auch da suche ich Trost und Zuversicht in einem klaren „Wir schaffen das!“ - und finde einige Beispiele in der Geschichte der vergangenen Jahrzehnte. Wo wären wir ohne die, die zuversichtlich festgehalten haben an einem großen „Wir schaffen das!“? - nicht selten aus tiefem Gottvertrauen: Damals, nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, als es um den Wiederaufbau Deutschlands ging; damals, nach der Wende, als die beiden deutschen Staaten zueinander finden mussten. Oder auch im Privaten: Wie oft im Großen und Kleinen braucht es da bei Rückschlägen einfach ein mutiges: Wir schaffen das!? Und zwar gemeinsam! Ich glaube, der Satz ist im Wortsinn Not-wendig. Er kann Not wenden. Zum Besseren, zum Guten. Klar, das kann man belächeln und diffamieren als das naive Geschwätz eines Gut-Menschen. Aber auch da: Wenn Gut-Mensch ein Schimpfwort ist, dann ist was im grundsätzlichen Maßstab des gesellschaftlichen Lebens in Schieflage gekommen. Da will ich nicht mitmachen. Ich bin sicher, nicht zuletzt wegen meiner christlichen Überzeugung, dass sich am Ende das Gute durchsetzt; dass es sich auch weiter lohnt, als „Gut-Mensch“ zu handeln, ein guter Mensch zu sein. 
Übrigens: Sieben Jahre vor der berühmt gewordenen Pressekonferenz, im Jahr 2008, hat der damalige Präsidentschaftskandidat Barack Obama seinen Wahlkampf in den USA mit dem Satz bestritten: „Yes, we can!“ Und bekanntermaßen damit nicht nur einen Nerv getroffen, sondern am Ende auch die Wahl gewonnen. In einer Zeit, in der manche alles schlechtreden. In einer Zeit, in der es leicht ist, nur zu jammern und zu klagen; mit dem Finger auf andere zu zeigen. Und in einer Zeit, in der auch in den USA und weltweit so manche die Luft anhalten. Gerade dann tun solche motivierenden Sätze gut, die den Horizont weiten und auf grenzüberschreitende Solidarität setzen: weil solche Sätze aus tiefer und aus Erfahrung begründeter Zuversicht über alle Grenzen einfach wahr bleiben - im Politischen, aber vor allem auch im Privaten: Ja, wir schaffen das! Yes, we can!