Zwischenruf - Martina Fries:Barbaratag

Ich werde mir heute einen Zweig an einem Baum abschneiden und in meine Wohnung stellen.
Diesen Brauch zum Barbaratag finde ich nämlich schön.
Die Heilige Barbara hat wohl im 3. Jahrhundert in Kleinasien gelebt. Weil sie sich für den christlichen Glauben entschieden hatte, wurde sie zum Tod verurteilt.
Eine Legende erzählt: Auf dem Weg ins Gefängnis bleibt in ihrem Gewand ein Zweig hängen. Diesen stellt sie dort angekommen in Wasser und am Tag ihres Todes blüht er.
Auf diese Legende geht der Brauch der Barbarazweige zurück. Menschen schneiden heute Zweige von Bäumen. Diese werden dann in der warmen Wohnung in eine Vase voller Wasser gestellt und blühen, wenn alles gut läuft, zu Weihnachten.
Mitten im Winter, wenn nichts blüht, blüht doch etwas. Und erinnert mich daran, dass es Hoffnung gibt, auch dann, wenn es gerade nicht so aussieht. Dass in den tot aussehenden Ästen neues Leben schlummert. Dass es auch in mir Vieles gibt, das sich noch entwickeln kann.
Die Voraussetzung: das Klima muss stimmen. Was für Zweige das Wasser, das Licht und die Wärme sind, das können für mich Zutrauen, Zuspruch, Ermutigung sein.
Der Zweig in meiner Wohnung soll mich daran erinnern, dass ich genau hinschaue ob wirklich alles zu Ende ist, ob es wirklich keine Hoffnung mehr gibt, oder ob nicht doch Neues auf mich wartet. Vielleicht sogar dort, wo ich es gerade am wenigsten vermute.
Er erinnert mich daran, dass ich nicht aufhören muss zu hoffen.
Und auch dass ich das passende Klima schaffen muss, in dem Dinge sich entwickeln, Neues entstehen kann.
Ich freue mich schon auf alles Blühende.