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Zwischenruf - Michael Kinnen:Bis 120 – Ein Leben in Fülle

Zufrieden alt werden. Das ist ein guter Geburtstagswunsch.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
5. Dez. 2023
Von:
Michael Kinnen

Ein jüdischer Wunsch zum Geburtstag lautet: „Bis 120!“ - So ein langes Leben wünscht man sich dort. 120 Jahre Leben - also gefühlt bis unendlich. Schon klar, dass das meist nicht hinkommt – trotz aller medizinischen Fortschritte: Das Leben ist endlich. Heute wäre einer 120 geworden, der zu meiner Jugendzeit als der Inbegriff des endlos alten fast unsterblichen Menschen galt: Johannes Jopie Heesters. Ein Schauspieler und Sänger. Bis kurz vor seinem Tod mit 108 Jahren stand er noch auf der Bühne. Aber 120 Jahre. Das hat bisher fast noch niemand erreicht. Heute gelten eine Japanerin und eine Spanierin mit jeweils über 116 Jahren als die ältesten noch lebenden Menschen. Der gute Wunsch, dass jemand doch „bis 120“ leben solle, ist auch weniger das Erreichen einer Zahl. Es ist eher der Wunsch nach einem erfüllten und guten, unbeschwerten und glücklichen Leben. Und so hat der jüdische Geburtstagsgruß Ad me'ah ve-essrim shana – „bis einhundert und zwanzig“ noch eine kleine Abwandlung: Ad me'ah ke-essrim shana – „bis einhundert wie zwanzig“. Also bis ins hohe Alter in der Unbeschwertheit der Jugend. Ich finde das einen schönen Wunsch. Gerade weil er nicht dem Schneller-höher-weiter-Rekordstreben verfällt. Sondern das Leben in Fülle meint: Wie lange es auch währt; mögest du gesegnet sein. Bis einhundert – wie zwanzig. Allen Geburtstagskindern heute wünsche ich einen glücklichen Tag, einen zuversichtlichen Start ins neue Lebensjahr – ob 20, 40, 60 oder 100. Und gerne auch – „bis einhundertzwanzig!“

SR 1/2/3 - Zwischenruf:Bis 120 – Ein Leben in Fülle