Zwischenruf - Marita Rings-Kleer:Blumen schenken
Sie hatten im Mai Hochzeitstag, ganz klassisch.
Er aber hatte diesen Tag vergessen, auch fast klassisch.
Auf dem Heimweg von der Arbeit fährt er an der Friedhofs-Gärtnerei vorbei und da fällt es ihm siedend heiß ein:
Blumen für den Hochzeitstag!
Im Blumenladen hat die Verkäuferin, so kurz vor Feierabend, keine große Auswahl mehr:
Grabgestecke oder Chrysanthemen, sagt sie.
Er entscheidet sich für die Chrysanthemen und sitzt fünf Minuten später mit einem hübschen Strauß wieder im Auto.
Zuhause aber muss er sich dann ein paar hämische Bemerkungen seiner Frau zu den „Friedhofs-Blumen“ am Hochzeitstag anhören.
Seitdem gibt es keine Blumen mehr am Hochzeitstag, sondern andere Aufmerksamkeiten.
Die Blumen der Friedhofsgärtnerei stehen nun da, wo sie hingehören, auf dem Grab seiner Eltern.
Trotzdem erinnert mich diese Geschichte auch daran, dass es doch schön ist, wenn ich meinen Lieben die Blumen zu Lebzeiten in die warme Hand drücke.
Einfach um ihnen zu zeigen, wie wichtig und wertvoll sie mir sind.
Gelegenheiten dazu gibt es im Laufe eines Jahres genug, nicht nur am Hochzeitstag.
Und die Vielfalt der Blumen ist auch sehr groß.
Es müssen also keine Chrysanthemen sein.