Zwischenruf - Michael Kinnen:Das Floriansprinzip
„Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ and’re an.“ Das Floriansprinzip. Aber: Was für ein merkwürdiges Bild muss man da vom Heiligen Florian haben? Als wenn sich der Patron der Feuerwehrleute daranmachen würde, hier mal ein bisschen zu zündeln und dort mal eine Scheune abbrennen zu lassen...
Das sprichwörtliche Floriansprinzip passt auf viele Situationen im Alltag: Mich soll es auf keinen Fall treffen, lieber mal den Nachbarn, oder noch besser: Ganz weit weg! Der Klimawandel kommt in den Blick, wenn die Keller bei uns volllaufen. Anderswo sind das fremde Nachrichtenbilder. Das Pfingst-Hochwasser im Saarland ist jetzt gerde mal gut vier Wochen her. Ob die Solidarität bleibt - und ob jetzt ein Umdenken stattfindet, kann man nur hoffen. Floriansprinzip. Oder ein anderes Beispiel: Dass die Kaffeebauern in Südamerika manchmal elende Arbeitsbedingungen und noch schlechtere Löhne haben, wen stört das schon, solange hier der Kaffee schön billig ist? Oder dass in China die Menschenrechte nicht so ernst genommen werden – kein Problem, solange sich da gute Wirtschaftsverträge machen lassen. Floriansprinzip. Verschon mein Haus, zünd and’re an. - Ich mag ein anderes Sankt-Florians-Prinzip. Das kennt man auch von der Feuerwehr: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“, heißt deren Leitwort in christlicher Tradition. Also Hilfe und Solidarität über den eigenen Tellerrand hinaus. Das gibt Gott die Ehre und hilft denen, die mir nah sind. Nah in Gedanken oder auch räumlich nah. „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“: Ich finde das ist ein nachhaltiges und sehr wirksames - das bessere Floriansprinzip.