Zwischenruf - Corinna Achtermann:Das Gute
„Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten.“ Ein Spruch, den meine Schwägerin die Tage in ihrem Status gepostet hatte. Im ersten Moment hab‘ ich nur den ersten Teil wahrgenommen: „Man muss mit allem rechnen.“ Und innerlich dachte ich sofort: Recht hat sie! Ich schalte die Nachrichten an und stimme zu. Da höre ich von Grenzkontrollen, Krisenherden, Flutkatastrophen. In meinem Freundeskreis gibt es Familien, die zerbrechen. Alles Dinge, die mir sehr nahe gehen. Augenscheinlich muss ich wirklich mit allem rechnen. Vor allem mit allem Schlechten. Aber: Der Spruch geht anders weiter, als ich ursprünglich angenommen hatte. „Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten.“ Ein tolles Gegenbild. Ich bin so sehr daran gewöhnt, das Negative zu erwarten, dass ich gar nicht mehr mit etwas Positiven rechne. Als Christin und Seelsorgerin bin ich selbst über mich erschrocken. Glaube ich doch eigentlich an einen Gott, der die Welt und uns Menschen gut geschaffen hat. Einen Gott, der in und durch uns wirkt, um diese Welt zu verändern.
Aber wieso lasse ich mich auf diese Negativspirale ein? Vielleicht, weil ich häufiger mit negativen Dingen konfrontiert werde. Vielleicht weil auch einfach weniger über die Dinge gesprochen wird, die gut sind. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass sich da was ändert. Ich möchte lernen von den guten Dingen zu erzählen. Von Menschen zum Beispiel, die selbstlos in Krisengebieten medizinische Hilfe leisten. Von Menschen, die auch aktuell bei der Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa über ihre Grenzen gehen, um anderen zu helfen. Von all dem, was Menschen aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus an Gutem in diese Welt einbringen und an ihr verändern. Ja, man muss heute mit allem rechnen. Aber auch mit dem Guten.