Zwischenruf für Kinder - Corinna Achtermann:Das Viertelland - SR1 Domino
Kennst du die Geschichte vom Viertelland? Das Land ist rund wie ein Pfannkuchen. Und weil es aus vier verschiedenen Vierteln besteht, heißt es Viertelland. In einem Viertel ist alles grün, in einem anderen alles rot, in wieder einem anderen alles gelb und in dem letzten Viertel alles blau. Sogar die Menschen. Wenn die Kinder auf die Welt kommen, sind sie bunt. Aber es dauert nicht lange, bis sie auch nur noch eine Farbe haben. Einmal kam in Grün ein kleiner Junge zur Welt: Erbs. Erbs war mit einem Jahr immer noch ein bisschen bunt. Aber schließlich wurde er doch noch richtig grün. Eines Tages geschieht etwas Überraschendes: Mitten in Grün wächst eine gelbe Rose. Aber es dauert nicht lange, da wurde die gelbe Rose aus der Erde rausgerissen. Das ist der Tag, an dem die Kinder vom Viertelland unruhig werden. Sie laufen zum Mittelpunkt des Landes, wo sich die Grenzen treffen. Sie blicken einander an und sind stumm. Bis Erbs etwas tut. Er spuckt auf die Kreidestrichgrenze. Dann scharrt er mit dem Fuß, und die Kreide ist weg. Sofort machen alle anderen Kinder mit, bis es keine Grenzen mehr gibt. Dann lachen sie und fangen an, miteinander zu spielen. Ganz langsam passiert etwas Besonderes: sie werden bunt. Und nachdem jedes Kind jede Farbe hat, kann es auch in jeder Farbe denken, fühlen und träumen. Jedes Kind versteht das andere.
Ich glaube die Kinder im Viertelland erkennen, dass eine bunte Welt viel schöner ist. Dass jeder Mensch wichtig ist, egal wo er herkommt oder welche Farbe er trägt. Dass Grenzen Menschen nicht voneinander trennen dürfen.
So eine bunte Welt ohne Grenzen wünsche ich mir auch.