Zwischenruf - Christian Schöneberger:Dein Kreuz ist in meinem Kreuz gut aufgehoben
Für die kleine barocke Wallfahrtskapelle in Harlingen, einem Stadtteil von Merzig, hat der Saarbrücker Künstler Ernst Alt Bilder eines Kreuzweges gemalt. Mich faszinieren diese immer wieder. Wenn ich sie mit Kindern oder Jugendlichen anschaue, entdecke ich immer neue Feinheiten oder Kleinigkeiten. Beeindruckend, wie die Zeichnungen des Kreuzwegs die Botschaft des leidenden Jesus nicht nur erzählen, sondern eine Brücke ins Heute schlagen.
Eine dieser Kreuzwegstationen zeigt Jesus mit seiner Dornenkrone und die Dornenkrone wird zum Judenstern. Beim genauen Hinsehen entdecke ich die Daten der Reichspogromnacht oder ein Datum, als 1938 in Merzig Juden deportiert wurden.
Eine andere Station zeigt den unter dem Kreuz fallenden Jesus. Und im Hintergrund bilden das Kreuz, das Jesu auf den Boden drückt, die Türme des World Trade Center von New York und das Datum 11.09.2001 wird sichtbar.
Die Stationen bauen Brücken ins Leben, in den Alltag von Menschen.
Ich spüre, wie das Leid, großes und kleines, vieler oder einzelner Menschen dort einen Platz findet. Das ist für mich genau die Botschaft der Bilder: Jesus, lässt mich in meinem Leid nicht allein! Schaue ich seinen Kreuzweg an. Und schaue ich mein eigenes Kreuz an. Bei ihm kann ich auch mein Leid entdecken. Und ich bin gewiss, dass er es mitträgt. Dass ich es nicht alleine tragen muss. Wenn Christen jetzt vor Ostern den Kreuzweg von Jesus anschauen, bedenken und beten, dann will genau diese Botschaft die Menschen erreichen: In meinem Leid ist euer Leid zu finden und: Ich, Jesus, trage Dein Leid mit!