Zwischenruf - Michael Kinnen:Der Liebe Gott ist ein Schlawiner
Der Liebe Gott ist schon ein Schlawiner. Das denk ich mir manchmal mit einem Augenzwinkern, wenn manches in meinem Leben anders läuft als geplant. Ein Beispiel: Ich fahre viel mit der Bahn. Und da kommt es öfters vor, dass der Anschluss nicht klappt. Wie neulich: Zug zu spät. Noch versucht, schnell zum anderen Bahnsteig zu rennen. Aber dann ist doch der Anschlusszug direkt vor der Nase weggefahren. So ein Mist. Einem anderen Reisenden ging's genauso. Und so standen wir da am Bahnsteig, blickten uns an, verärgert, außer Puste und etwas ratlos. Wann fährt der nächste Zug? Wie kommen wir jetzt weiter? So kamen wir ins Gespräch. Wir hatten dasselbe Ziel an diesem Tag und so kam es, dass wir den nächsten Zug gemeinsam nahmen, weiterredeten und dabei so manche Gemeinsamkeit entdeckten. Gemeinsame Erfahrungen mit der Bahn. Beruflich hatten wir auch ein paar Gemeinsamkeiten. Da gab es reichlich Gesprächsstoff. Wir hätten uns sonst wohl nicht angesprochen und voneinander erfahren. Jetzt verging die Zugfahrt gefühlt viel schneller, als wenn ich alleine gefahren wäre. Klingt alles ziemlich banal. Aber genau in dem Moment hab‘ ich gedacht: Lieber Gott, du bist schon ein Schlawiner! Hast es eingerichtet, dass ausgerechnet wir beiden uns vorher unbekannten Bahnfahrer an dem Tag getroffen haben und so eine interessante Fahrt mit guten Gesprächen erlebt haben. Danke dir! Und manchmal ist es dann wie ein Stoßgebet, wenn's gerade mal wieder turbulent zugeht in meinem Alltag: Lieber Gott, du Schlawiner-Freund; ich versteh's zwar gerade nicht, für was das jetzt wieder gut sein soll. Aber du wirst es schon wissen. Darauf vertrau' ich. Und so packen wir's bestimmt auch künftig gemeinsam.