Zwischenruf - Lisa Olschewski:Der nahbare Gott

Dieses Jahr jährt sich das Konzil von Nizäa zum 1700. Mal. Im Jahr 325 nach Christus trafen sich die Bischöfe von Nah und Fern, um sich darüber Gedanken zu machen, wie man Jesus Christus verstehen kann. Ist er nun Gott oder ist er Mensch?
Mir fällt dazu ein, dass in der Sendung „Bares für Rares“ vor einiger Zeit ein Kreuz verkauft wurde, in dem sich ein Stück Holz befand, das vom Kreuz Jesu stammen soll. Es wurde für 40 000 € verkauft und noch viel höher geschätzt.
Über die Echtheit kann man nun denken, was man möchte. Ich sehe das Wertvolle dieses Stück Holzes darin, dass es vom Kreuz Jesu stammen KÖNNTE. Denn der Tod von Jesus von Nazareth lässt sich historisch nachweisen. Das macht den christlichen Glauben besonders. Er gründet auf einer historischen Figur, einem Menschen aus Fleisch und Blut, der gelebt und gelitten hat.
Gleichzeitig glauben Christen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das Konzil legte schließlich fest, dass Jesus Gott und Mensch zugleich ist. Das heißt: Gott kommt dem Menschen durch Jesus Christus ganz nah, er macht sich klein und angreifbar. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums. Es ist nicht der abgehobene, ausschließlich allmächtige Gott, sondern der mitleidende, schwache Gott. Gott wird berührbar und nichts Menschliches ist ihm fremd.
Mich tröstet diese Vorstellung vom nahbaren Gott, der mein ganzes Leid und meine ganze Freude kennt, weil er es selbst am eigenen Leib erfahren hat.