Zwischenruf - Marita Rings-Kleer:Der süße Advent
„Sag mir ein süßes Wort“ – haben wir Kinder gerufen. Und mein Vater antwortete: „Honig“. Dieses Wortspiel haben wir geliebt. Auch deshalb, weil es dann statt Honig eine andere Süßigkeit gab.
Honig gehört für mich zum Advent dazu, wie Kerzenlicht und Kranz. Denn Honigkuchen hat in diesen Wochen wieder Hochkonjunktur. Dieses lange haltbare Gebäck aus Mehl, Honig und Gewürzen gibt es mittlerweile in unzähligen Variationen.
Der „Lebkuchen“, wie er auch genannt wird, ist uralt, es gibt ihn schon fast 2500 Jahre. Vielleicht kommt sein Erfolg auch daher, dass er einfach aus wenigen Zutaten zusammen geknetet werden kann. Das war natürlich im Winter besonders wichtig, wenn die Liste der Nahrungsmittel sowieso schon sehr kurz war. Denn Supermärkte mit einem Komplett-Angebot das ganze Jahr hindurch gibt es ja erst seit gut sechzig Jahren.
Aber Honigkuchen ist nicht nur ein leckeres Winter-Gebäck. Lebkuchen, Gewürzkuchen, Printen oder wie auch immer der Honigkuchen genannt wird, ist für mich zutiefst adventlich.
Der Advent als Zeit der Vorbereitung auf das große Fest, war früher eine Zeit des Mangels, sogar von der Kirche als Fastenzeit festgelegt. Aber trotzdem gab es in diesen Wochen den Honigkuchen. Der war süß, lecker und machte satt. Wer es sich leisten konnte, knetete noch exotische Gewürze hinein, Zimt, Nelken, Piment, Muskat, Koriander, Kardamon und Ingwer, Globalisierung beim Backen schon damals oder die ganze Welt in einem Bissen.
Dank Honigkuchen ist der Advent also nicht nur etwas für unsere Augen und Herzen, sondern auch für unseren Magen. Der Honigkuchen lehrt mich: Aus einfachen Zutaten, aus etwas kleinem und unscheinbarem kann etwas Wunderbares entstehen.