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Zwischenruf - Matthias Scheer:Die letzten Worte können die ersten sein

Die letzten Worte, die man anderen sagen will, können heute schon die ersten Worte werden, die den eigenen Beziehungen eine neue Tiefe und Nähe geben können.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
29. Feb. 2024
Von:
Matthias Scheer

Die letzten Worte des Sportlehrers: „Alle Speere zu mir“, regen zum Schmunzeln an. Doch oft sind letzte Worte berührend und haben Tiefgang. Bekannten Persönlichkeiten werden oft letzte Worte in den Mund gelegt. So hat Papst Johannes Paul II. als letzte Worte: „Ich bin froh, seid ihr es auch“, gesagt und lässt uns einen Hauch vom Himmel spüren. Doch wenige Stunden später wurde das dann korrigiert. „Lasst mich ins Haus des Vaters gehen“, waren laut Protokoll seine letzten Worte, natürlich auf Polnisch – seine Muttersprache.

Und um letzte Worte geht es auch bei einer todkranken Frau, die ich im Hospiz besuche. Sie erzählt: „Alle, die mich besuchen, sind betroffen, weil sie mich wohl zum letzten Mal sehen. Sie sagen mir ganz liebevolle letzte Worte, das tut mir gut. Aber“, erzählt sie weiter, „die müssen sich nur von einem Menschen verabschieden – ich muss mich von ihnen allen verabschieden, ich brauch für alle letzte Worte.“

Ich kann sie gut verstehen. Was wären meine letzten Worte? - so beginne ich nachzudenken. Und mir wird klar, diesen einen letzten Satz kann ich mir gar nicht zusammenreimen. Ich habe viele Dinge, die ich meinen Lieben dann sagen möchte, sehr persönliche und tatsächlich liebevolle Worte. Und schnell spüre ich, warum eigentlich damit warten? Jesus sagte mal: Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten die Ersten. Ich glaube, meine letzten Worte, also die Dinge, die ich anderen sagen will, das können heute schon die ersten Worte werden, die meinen Beziehungen eine neue Tiefe und Nähe geben. Warum also damit bis ans Ende warten?

SR 1/2/3 - Zwischenruf:Die letzten Worte können die ersten sein