Zwischenruf - Marianna Barachino:Ein kleines Wunder

Es ist ein Wunder. Vor einigen Wochen bin ich Tante geworden. Dass ein Kind das Licht der Welt erblickt, ist das Normalste der Welt. Und trotzdem ein Wunder.
Das Ereignis der Geburt verändert alles: vor allem für die Eltern und die Familie, Plötzlich ist da ein neuer Mensch, der Liebe braucht, Nähe, Schutz und Vertrauen. Und nicht nur für diesen kleinen Menschen ist alles neu. Als ich meinen Neffen zum ersten Mal auf dem Arm hatte, musste ich vor Freude erstmal weinen. Auch für mich, die etwas am Rande dieser Wundergeschichte steht, ist plötzlich alles anders.
Als würde das Leben selbst kurz den Atem anhalten. Da ist so viel: Hoffnung, die noch keinen Namen hat. Zukunft, die ganz klein beginnt – in einem Körper, der sich gerade erst an das Licht gewöhnt.
Dieses kleine Wunder bedeutet auch Verantwortung und Herausforderung – und beschenkt zugleich auf eine Weise, wie es kaum jemand sonst kann. Es öffnet mein Herz, macht mich verletzlich. Das eigentliche Wunder besteht darin, dass dieses Kind auch mich selbst verändert. Und mich an das Wesentliche erinnert.
Geburt verändert nicht nur das Kind. Sie verändert auch uns. Weil sie mich spüren lässt, dass ich immer wieder neu anfangen darf.
Vertrauen, Dankbarkeit, Liebe – all das kann in mir wachsen, wenn ich bereit bin, es zuzulassen.