Zwischenruf - Pascale Jung:Einhorn

Nationaltiere sind Repräsentanten des Geistes eines Landes. Amerika hat den Weißkopfseeadler, das Symbol der Freiheit. England hat den Löwen, eine Illustration der Stärke. Und Norwegen hat den majestätischen Elch, Zeichen für die wilden Wälder.
Das Nationaltier Schottlands ist etwas anders. Es ist ein Einhorn. Hat da irgendein König seine achtjährige Tochter mit dem Entwurf eines Wappens betraut, oder warum kommen die Schotten gerade darauf, ein Fabelwesen zum Nationaltier zu machen?
Das Einhorn Schottlands ist keineswegs eine Erfindung verträumter Hollywood-Zeichner und hat nichts mit dem Kuscheltier mit rosa Schweif und buntem Horn zu tun. Schon im alten Babylon, bei den Römern, Persern und Griechen wurde das Einhorn wegen seiner Eigenschaften verehrt. Selbst in der Bibel ist es zu finden.
Das Einhorn steht für Reinheit und Unschuld, für Heilkraft und Freude und für die Kraft des Lebens. Und gleichzeitig ist es ein Symbol für Männlichkeit und Stärke. Einhörner gelten als eigensinnig, stark, unbezähmbar und nicht einzufangen.
Natürlich wissen auch die Schotten, dass es keine Einhörner gibt. Dennoch sieht man in Schottland ständig und überall Einhörner. An Schlössern, auf Wappen, auf Säulen.
Irgendwie passt so ein Fabelwesen ganz gut zu dem Land, das als rau, tapfer und wehrhaft gilt und dessen Bewohner gleichzeitig unendlich freundlich sind.