Zwischenruf - Matthias Marx:Emotionen zeigen

Neuseeland ist für viele ein Sehnsuchts-Land, spätestens seit den Dreharbeiten für die Filme zu „Herr der Ringe“. Vor neun Jahren wurde dort Jacinda Ardern zur Premierministerin gewählt – ein Amt, das sie nach gut fünf Jahren Regierungszeit überraschend verließ. Dieser Rücktritt hat damals, vor knapp drei Jahren, ein riesiges Echo ausgelöst.
Sie hatte für diesen Schritt rein persönliche Gründe angeführt:
"Ein Land kann man nur führen, wenn man einen vollen Tank hat und ein bisschen Reserve für die unerwarteten Herausforderungen. Ich weiß, was der Job erfordert. Und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. So einfach ist das."
Daran wurde viel herumgedeutelt, schließlich gilt ja in der Politik das Zeigen von Emotionen eher als Schwäche.
Vor kurzem sagte sie in einem Interview dazu etwas Grundsätzliches, das mir sehr gut gefällt:
„Wer von Natur aus sehr empfindsam ist, kann durchaus stark sein und entschieden auftreten. Ich bin sogar der Meinung: Wer tief empfindet, ist oft viel motivierter und bringt eine enorme Kraft auf, um seine Ziele zu erreichen.
Es braucht Mut, um sich als der Mensch zu zeigen, der man ist.
Das ist also eine Stärke, keine Schwäche.
In Neuseeland achten Menschen sehr genau darauf, ob jemand authentisch ist oder eher versucht, jemanden darzustellen, der er nicht ist.“
Ardern macht deutlich, dass Echtheit eben keine Schwäche ist, dass Stärke nicht von der Lautstärke kommt. Und ganz entwaffnend fügt sie noch an: „Freundlichkeit ist eine Kraft wie sonst fast nichts auf diesem Planeten.“