Zwischenruf - Birgit Wenzl-Heil:„Eternal you“

Eine anstrengende Zeit. Aber auch eine besondere Zeit. Vor einigen Wochen begleitete mein Mann eine ältere Verwandte auf dem Weg zum Sterben. Zuerst ins Krankenhaus. Dann die Diagnose und die Entscheidung, das Leben nicht um jeden Preis verlängern zu wollen. Dann die Planungen für die Trauerfeier und letzte Gespräche. Schließlich nur noch am Bett sitzen, vorsingen, schweigen und die Hand halten. Diese Zeit war sehr anstrengend, aber wir sind auch froh, dass wir Schritt für Schritt Abschied nehmen und loslassen konnten. Dadurch fühlen wir uns immer noch eng mit ihr verbunden. Ganz anders habe ich es vor kurzem in dem Film „Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ gesehen. Anhand von Fotos und Sprachaufzeichnungen können Firmen Tote digital wieder zum Leben erwecken. Ihre Kunden sind Menschen, die sich nicht lösen können oder nicht lösen wollen von ihren Verstorbenen. Vielleicht weil der Tod zu plötzlich kam und Wichtiges nicht mehr gesagt werden konnte. Oder, weil da einfach jemand fehlt und man damit nicht klarkommt. Ziel der Firmen ist es, die Trauernden möglichst lange zu binden. Sich zu lösen, ist schlecht fürs Geschäft. Ich bin froh, dass wir einen anderen Weg gehen konnten. Natürlich sind wir traurig, dass dieser Mensch nicht mehr bei uns ist. Sie fehlt uns. Aber wir fühlen uns trotzdem mit ihr verbunden. Was uns auch hilft ist die Vorstellung, die wir miteinander geteilt haben, dass es so etwas wie einen Ort bei Gott gibt, zu dem sie nur vorausgeht. Und für den wir zum Glück kein Abo abschließen müssen, um uns dann wieder begegnen zu können.