Zwischenruf - Dr. Christoph Maria Kohl:„Freunde für’s Leben“
Seit drei Wochen bin ich einprogrammiert. In die Kaffeemaschine meiner Freunde Birgit und Thomas in Mainz. Wir kennen uns seit über 40 Jahren. Im Urlaub war ich ein paar Tage bei ihnen. Bei ihrer Kaffeemaschine kann man individuell einstellen, wie der Kaffee sein soll, welche Kaffeeart, wie stark und wie viel pro Tasse. Beim Frühstück hat Thomas gesagt: „Ich habe Deinen Kaffee einprogrammiert. Beim nächsten Mal brauchst Du nur auf ‚Christoph‘ zu drücken.“ Darüber habe ich mich sehr gefreut. Nicht nur, weil das ganz praktisch ist. Sondern vor allem über das, was es ausdrückt: Meine Freunde rechnen mit mir; sie hoffen, dass ich bald wiederkomme. Beim Abschied hat Birgit gesagt: „Wir können Dir gerne einen Hausschlüssel mitgeben, dann kannst Du Dir einen Kaffee bei uns machen, wenn Du wieder in Mainz bist und wir nicht zuhause sind.“ Das ist wirklich ein starkes Zeichen für echte Freundschaft!
Tiefe Freundschaften sind mit das Schönste im Leben! So erlebe ich diese Freundschaften: Wir kennen einander sehr gut. Der eine fühlt sich vom anderen voll und ganz verstanden und akzeptiert. Wir können einander vertrauen. Deshalb kann ich bei diesen Freunden auch ganz so sein, wie ich bin – ich brauche keine Angst zu haben, dass ich missverstanden oder abgelehnt werde. Ich spüre so etwas wie Seelenverwandtschaft. Wir können uns offen austauschen über das, was wir erlebt haben, was uns innerlich bewegt. Allein schon die Erfahrung, dass meine Freunde mir herzlich verbunden sind, dass sie an mich denken und innerlich mit mir durchs Leben gehen, das ist wie ein Lebenselixier!
Diese Freundschaften bedeuten wir sehr viel. Sie haben mich geprägt. Ohne sie wäre ich nicht der, der ich bin. Und irgendwann ist mir aufgegangen: In diesen dichten menschlichen Beziehungen erlebe ich vieles, was auch für mein Verhalten den anderen Mitmenschen gegenüber wichtig ist. Freundschaften sind ein wunderbares Lernfeld; sie sind ein Biotop von gutem Zusammenleben. Ich hoffe, dass Sie das auch so erfahren dürfen.