Zwischenruf - Christian Schöneberger:Heilige des Alltags: Schaffnerin im RE

Wir steigen in den Regionalexpress. Tagesausflug ist angesagt. Knallvoller Zug. Studenten, Menschen, die zu ihrem Arbeitsplatz wollen, Rentner, die ein Arzttermin erwartet, Touristen wie wir. Alles eng gedrängt im Doppelstockwagen. Nur ein Stehplatz ist zunächst für uns drin. Na prima. Eine irgendwie angespannte Atmosphäre im ganzen Zug. Mit Handys oder Tablets beschäftigt sind die einen. Ein Papa versucht, sich leise mit seinem Fünfjährigen zu unterhalten und erntet keine freundlichen Blicke dafür. Alle im Zug sind irgendwie um eine angespannte Ruhe bemüht. Ich denke nur: diese halbe Stunde Fahrt werden wir auch noch überstehen! 
Dann auch noch die Fahrkartenkontrolle. Die Zugbegleiterin kämpft sich durch die engen, vollgestellten Gänge. Von Fahrgast zu Fahrgast. Bei jedem hält sie kurz an. Ein gewinnendes Lächeln. Eine freundliche Frage nach der Fahrkarte. Wartet geduldig, bis diese gefunden wird. „Hoffentlich kommen sie gut voran!“ hört der etwas genervte Student, der von seinem Tablet aufschauen muss.  „Vielen Dank - das ist ja super, dass sie den Ausweis direkt neben ihrer Karte im Portemonnaie deponieren. Machts mir leichter!“ hört die junge Frau. Ihr Gesicht erzählt: gute Botschaft ist angekommen. Dem Fünfjährigen schenkt sie einen kleinen Sticker aus ihrer Tasche. 
Jedem Fahrgast, jeder Mitfahrerin begegnet sie offen, freundlich und gewinnend. Ich spüre, wie sich die Atmosphäre verändert. Mit jeder kleinen Begegnung. Auch für uns – für meine Frau, für mich, für unseren Hund hat sie einen Augenblick. „Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit!“ sage ich nur. „Es kostet doch nichts!“ sagt sie ganz selbstverständlich.
„Umsonst habt ihr empfangen – umsonst sollt ihr geben!“ Ein Wort von Jesus an seine Freunde, als er sie bittet, die gute Botschaft von Gott den Menschen zu bringen! Ja, das ist diese Zugbegleiterin! Für mich eine Heilige des Alltags.