Zwischenruf - Matthias Marx:Heiliger Simon
Am heutigen Sonntag steht im Kalender der Namenstage: der heilige Simon. Nicht Simon Petrus, auch nicht der Apostel Simon – sondern ein bei uns fast unbekannter Simon. Er soll ein Neffe des heiligen Josef gewesen sein, also ein Cousin von Jesus.
Zur selben Zeit, als in Rom Petrus und Paulus hingerichtet wurden, wurde dieser Simon Leiter der ersten Christengemeinde in Jerusalem. Sein Vorgänger, der Apostel Jakobus der Jüngere, war nach biblischem Zeugnis der erste Gemeindeleiter dort gewesen und totgeschlagen worden. Unter Simon musste die Gemeinde im jüdischen Krieg nach Pella fliehen und kam erst nach dem Jahr 70 zurück nach Jerusalem. Dreißig Jahre später, zur Zeit des Kaisers Trajan, wurde der sehr alt gewordene Simon gefoltert und ans Kreuz geschlagen. Noch einmal dreißig Jahre später wurde die Jerusalemer Gemeinde völlig aufgelöst.
Wenn ich mir diese kurzen Informationen aus dem ersten Jahrhundert vor Augen halte, steht dieser Simon da wie ein völlig Gescheiterter. Nichts von Amt und Würden – immer nur Gefahr, Lebensgefahr, Vertreibung – und der fast unmögliche Auftrag, diese bedrohte Gemeinschaft zusammenzuhalten.
Kirche am Anfang ist alles andere als eine heile Welt, sondern ein sehr ungemütlicher Vorgang. Die Feinde von außen waren politischer, machtpolitischer Natur. Doch was da fast ausgerottet wurde, hat sich als enorm lebensfähig erwiesen. Der Untergang ist nicht das Ende.
Genau das lerne ich heute, auch vom heiligen Simon: Kirche ist nicht nur der Apparat, nicht die gewohnte Form, in der wir großgeworden sind. Sondern eine sehr rätselhafte Gemeinschaft, die seit dem Kreuz Jesu von einer Auferstehung in die nächste geht.