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Lebenszeichen - Luisa Maurer:In der Ohnmacht kreativ werden

Das Hochwasser hat das Saarland im Griff. Viele Menschen kommen an ihre Grenzen. In dieser Ohnmacht bittet Luisa Maurer um den Geist Gottes, der kreativ werden lässt, tröstet und bestärkt.
Man sieht kleine grüne Pflanzen, die gerade begiinngen zu wachsen
Datum:
18. Mai 2024
Von:
Luisa Maurer

“Mehr kann ich nicht machen. Ich hoffe einfach, dass es hält.” Eine Frau steht gestern Abend vor ihrem Haus. Davor: Säcke voll mit Sand. Sie sollen das Wasser abhalten. Im aktuellen Bericht erzählt sie inmitten von Wasser, dass sie mehr nicht tun kann, um ihr Zuhause vor dem Wasser zu bewahren.  

Ich öffne meine Whatsapp Nachrichten. Auch hier, Bilder und Videos aus dem ganzen Saarland. Überall Wasser. Eine Bekannte berichtet: Es wird immer mehr, da unten seht ihr meine Haustür, wir kommen nicht mehr raus. Das Wasser sperrt uns ein.  

Ich checke die Nachrichten. Ich lese von Menschen, die ihre Wohnung verlassen müssen. Sie werden in Turnhallen oder Schulen evakuiert.  

Ohnmacht. Das Wasser zeigt den Saarländerinnen und Saarländern ihre Grenzen auf. Viele Hilfskräfte sind im in zahlreichen Einsätzen. Feuerwehr, Polizei, DRK und THW tun ihr Möglichstes. Krisenstäbe tagen. Familie und Nachbarschaft helfen im Saarland einander, wo sie können. Was all diese Menschen leisten – egal ob in einer Hilfsorganisation oder im Privaten – ist beeindruckend. 

Und gleichzeitig spüren auch sie ihre Grenzen. Viele kommen an den Punkt, wie die Frau vor ihrem Haus. Die nötigen Maßnahmen sind getroffen, alles, was getan werden kann, ist getan. Und dann bleibt eben nur die Feststellung: “Mehr kann ich nicht machen. Ich hoffe einfach, dass es hält.” 

Ich kann die Ohnmacht dieser Frau regelrecht nachempfinden. Der Regen und das Hochwasser erinnern mich an diesem Wochenende daran, dass es Momente gibt, in denen ich einfach ohnmächtig bin. Nichts mehr tun kann.  

Der Papst hat einmal gesagt: “Der Sturm legt unsere Verwundbarkeit bloß und deckt jene falschen und unnötigen Gewissheiten auf, auf die wir bei unseren Plänen, Projekten, Gewohnheiten und Prioritäten gebaut haben.” Vier Jahre ist es her, dass er diese Worte gesagt hat. Mit dem Sturm war damals die Corona Pandemie gemeint. Die größeren und kleineren Stürme unserer Welt. Ja, sie erinnern mich daran, dass wir manchmal ohnmächtig sind. Und verwundbar. Und dass unsere Pläne und Gewohnheiten ganz schnell zerstört werden können.  

Vielleicht - oder sogar wahrscheinlich - zeigt uns unsere Welt auch in diesem Hochwasser, dass es an der Zeit ist, gut mit ihr umzugehen. Dazu sind wir in der Lage. Und dazu sollten wir alles Menschenmögliche tun.  

Und dennoch glaube ich, dass wir akzeptieren müssen, dass wir manchmal ohnmächtig sind. Ich möchte mich für unsere Welt engagieren. Doch ich werde sie nicht retten können. Ich bin nicht allmächtig und sogar ohnmächtig. Papst Franziskus sagt auf dem leeren Petersplatz in der Corona Pandemie: Wenn wir akzeptieren, dass wir nicht alles selbst können, dass wir eben nicht allmächtig sind, dann geben wir der Kreativität Raum.  

Kreativ sein bedeutet schöpferisch sein, etwas er-schaffen und schaffen. Ich glaube das passiert gerade überall, wo Menschen sich im Saarland etwas einfallen lassen - gerade dann, wenn Menschen an ihre Grenzen kommen.  

Der Papst schreibt die Kreativität dem Heiligen Geist zu. Dem Geist Gottes, der uns Menschen kreativ sein lässt. Vielleicht ja ganz passend: Christinnen und Christen feiern an diesem Wochenende Pfingsten. Dass Gott den Menschen genau diesen Geist schickt, der tröstet, beisteht und stärkt. 

Egal, ob Sie an den Heiligen Geist glauben oder nicht. Ich wünsche allen, die sich im Saarland gerade ohnmächtig fühlen, Kreativität. Und ich bete heute um diesen Heiligen Geist. Dass er die Menschen hier bei uns im Hochwasser kreativ sein lässt. Dass er tröstet, wo Pläne zerbrechen. Und dass er bestärkt, zu erschaffen, wenn das Wasser wieder weg ist.  

SR 1/2/3 - Zwischenruf:In der Ohnmacht kreativ werden