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Zwischenruf - Martin Wolf:Kein Held

Liebe für alle und Hass für keinen
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
8. Apr. 2025
Von:
Martin Wolf

Ein Held will er nicht sein. Auf keinen Fall. Er sei nur dem Grundsatz gefolgt: „Liebe für alle, Hass für keinen“. Das hat der Taxifahrer erzählt, der den Amoktäter aus der Mannheimer Fußgängerzone Ende Februar mutig gestoppt hatte. Afzal Muhammad ist Deutscher mit pakistanischen Wurzeln – und er ist gläubiger Muslim. „Liebe für alle, Hass für keinen“, für Muhammad ist das ein Grundsatz seines Glaubens.
Warum ich die Geschichte nochmal erzähle? Weil sie sich so wunderbar eignet, scheinbare Gewissheiten in Frage zu stellen. Das Gerede etwa, dass Menschen mit Migrationsgeschichte Täter sind und Deutsche Opfer. Hier passt halt nichts davon. Weil die Wirklichkeit immer vielschichtiger ist. In der Wirklichkeit gibt’s Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen zu Tätern werden. Unabhängig davon, wo ihre Wurzeln liegen und woran sie glauben.
Und ja, manchmal geht’s dabei auch um Religion. Aber DEN Muslim gibt es so wenig wie es DEN Christen oder DEN Juden gibt. Stattdessen gibt es Fanatisierte und Durchgeknallte, die Religion dazu benutzen, um Gewalt gegen Andere zu rechtfertigen. 
„Liebe für alle, Hass für keinen“. Das Lebensmotto des muslimischen Taxifahrers aus Mannheim könnte ich auch als Christ unterschreiben. Weil die Liebe zum Nächsten, zum Armen, zum Fremden tatsächlich zum religiösen Kernbestand gehört – und zwar von Juden, Christen und Muslimen.

SR1/SRkultur/SR3 - Zwischenruf:Kein Held