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Zwischenruf - Christian Heinz:Kiss and go

Zum Lieben gehört auch Loslassen dazu. Daran erinnert sich Christian Heinz an einem Kiss and Go Schild am Bahnhof. Weil kein Mensch mir, sondern sich selbst bzw. Gott gehört.
Ein Kopfhörer liegt auf einem Buch, daneben steht eine Tasse mit Tee oder Kaffee
Datum:
2. Feb. 2024
Von:
Christian Heinz

Kiss and Go, ich parke mit meinem Auto vor einem Kiss and go Schild am Bahnhof. Dort verabschiede ich mich für ein paar Tage von einem lieben Menschen. Kiss and go, solche Parkplätze finden sich an Bahnhöfen, vor Schulen und vor Flughäfen. Küssen und dann Gehenlassen. Ich gebe zu, mir fallen Abschiede schwer. Der 2. Februar ist ein Kiss and Go Tag, ein Loslasstag aus Liebe!

Maria und Josef haben ein Baby, das 40 Tage alt ist. Und schon heute beginnen sie zu lernen, das Kind loszulassen  – auf Gott und die Menschheit. Maria trifft den alte Simeon. Er möchte Jesus halten. Sie lässt ihren Säugling los und gibt ihn in seine Arme. Der alte Mann beginnt zu singen. Er singt von seinen Sehnsüchten. Und von diesem kleinen Kind, das sie erfüllt. Er singt, das Kind ist das Licht für alle Menschen. Danach kann der alte Simeon loslassen und in Frieden sterben. Maria und Josef lassen ihr Kind für diesen Moment los. Sie sagen damit: Dieses Kind ist nicht unser Besitz, unser Eigentum. Es gehört Gott und damit sich selbst. Es ist aber nicht nur für sich da, sondern für die ganze Menschheit. Ich hoffe übrigens, dass das für jeden Menschen gilt. Für dich und mich! Ich gehöre nicht meinen Eltern oder sonst jemandem. Ich gehöre Gott und mir selbst.

KISS AND GO… Wenn ich Menschen, die ich liebe, nicht loslassen kann, dann kommen sie und auch ich nicht weiter, dann verkommen sie zu meinem Besitz. Aus Liebe wird dann Kontrolle und Zwang. Kinder, die von Helikoptereltern überwacht werden, können sich nicht wirklich entfalten. Sterbende Menschen, die klammern oder an denen geklammert wird, können nur sehr schwer loslassen und in Frieden gehen. Die Kiss-and-Go-Parkplätze, die bleiben ja das ganze Jahr, damit ich es nicht vergesse. Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde, gehören nicht mir.

Nicht nur am Kiss and Go Parkplatz am Bahnhof muss ich einen lieben Menschen gehen lassen. Klar, ich hoffe, dass wir uns wiedersehen. Aber dieser Mensch gehört mir nicht. Er gehört Gott und sich selbst!

SR 1/2/3 - Zwischenruf:Kiss and go