Zwischenruf - Corinna Achtermann:Lärmfasten
Irgendein Gerät läuft bei mir fast immer. Sei es das Radio, der Fernseher oder ein Haushaltsgerät. Musik übers Smartphone oder irgendein Podcast. Ständig lasse ich mich nebenbei berieseln. Völlige Stille ist für mich nur schwer aushaltbar.
Diese Tage habe ich dann etwas von „Lärmfasten“ gelesen. Also, ich faste, verzichte auf Lärm. Und angeblich können bereits 15 Minuten Stille am Tag den Ohren guttun. Als ich darüber nachdenke, wird mir erstmal bewusst, wie viel Lärm ich im Alltag unbewusst überhaupt ausgesetzt bin. Und, dass es nur selten ruhige Momente in meinem Alltag gibt. Es sind ja nicht nur die Geräusche, die ich selbst wähle.
Also gut, ich starte für mich ein Experiment und versuche auf unnötige Hintergrundberieselung zu verzichten. Wenn ich sowieso nicht bewusst zuhöre, kann ich auch die Musik, den Podcast oder was ich sonst so höre, gleich auslassen.
Und Ich merke, das wirkt sich aus: Je öfter ich zwischendurch auf meine Dauerberieselung verzichte, umso mehr Ruhe bekomme ich in meinen Alltag. Dadurch nehme ich auch meine Umgebung bewusster und stellenweise anders wahr. Ich höre Dinge, auf die ich vorher nicht mehr geachtet habe oder die ich einfach nicht mehr gehört habe.
Durch das bewusste Verzichten auf Hintergrundberieselung ist mir die Woche im Supermarkt erstmals aufgefallen, wie laut es dort ist. Wie laut gerade auch die Hintergrundmusik ist, die ich sonst noch nie wirklich wahrgenommen habe. Diese Erkenntnis erschreckt mich sogar. Wie bin ich denn sonst durch den Supermarkt gelaufen?
Mir tut es wirklich gut, auf Lärm zu verzichten und das nicht nur jetzt in der Fastenzeit. Auch nach der Fastenzeit, die ja nicht mehr so lange dauert, soll es in meinem Alltag weiterhin stille Momente geben.