Zwischenruf - Christian Heinz:Luft zum Atmen
„Mir fehlt die Luft zum Atmen“ und „mir fehlt das Licht, alles ist finster“, das höre ich von vielen Menschen im Winter. Nicht zufällig ist der Monat Februar, am Ende des Winters, der Monat mit der höchsten Sterberate. Die Energiereserven sind aufgebraucht. Wir brauchen Licht und frische Luft zum Atmen. Vielleicht gibt es deshalb heute und in den kommenden Tagen in vielen Kirchen den Brauch des Blasiussegens. Ein Lichtsegen, der vor Halskrankheiten bewahren soll. Mit zwei gekreuzten brennenden Kerzen werden Menschen, die das wollen, einzeln gesegnet.
Blasius war Bischof zur Zeit der Christenverfolgung Anfang des 3. Jahrhunderts. Als Christ wird er verfolgt und ins Gefängnis gebracht. Der Legende nach verschluckt sich dort ein Junge an einer Fischgräte. Mit diesem besonderen Segen befreit Blasius ihn von seiner Atemnot. Noch einmal Luft zum Atmen und einen Lichtblick bekommen, das ist, finde ich, ein wunderbarer Segen, der so nötig in diese Zeit passt.
Es wird jetzt heller, der Frühling naht, das Leben blüht auf, alles wird gut. Das wünsche ich dir und mir, nicht nur wegen der dunklen Jahreszeit. Die Perspektiven scheinen insgesamt düster und das nimmt mir manches Mal die Luft zum Atmen. Kriege kommen immer näher an uns heran. Die politische Stimmung im Land spitzt sich zu. Rechtsradikale Kräfte deprimieren mich. Manchmal möchte ich mich beim Gedanken daran ganz zurückziehen.
Vielleicht tut da gerade der Blasiussegen in diesem Jahr gut, damit ich wieder Luft zum Atmen habe. Und das bringt mich in Bewegung, weil ich dann wieder Energie habe. Und dann kann ich mich einsetze für Licht und Luft zum Atmen für jede und jeden.