Zwischenruf - Lisa Olschewski:Offene Schränke statt Schubladen
Ausländer, Mutter, modern, Jurist, Karrierefrau, Populist, konservativ, Demokratin, AfD-Wähler, Arbeiterkind, Hausmann, introvertiert, ....
Wir lieben es zu kategorisieren und in Schubladen zu stecken. Das macht durchaus Sinn, gibt es doch eine gewisse Sicherheit in einer so kompliziert gewordenen Welt. Gleichzeitig legen Kategorien den Menschen fest und machen ihn klein. Sie trennen Menschen voneinander.
Der amerikanische Autor Case Kenny schreibt in seinem neusten Buch: Wie cool ist es zu realisieren, dass du mehr als nur eine Sache sein kannst. Er rät, den eigenen inneren Impulsen öfter nachzugehen und einfach zu sein, was man sein will: Musikerin, Sommelier, CEO, Fotograf, Yogalehrerin...
Christinnen und Christen glauben, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist. Und gerade Gott lässt sich nicht in nur eine Schublade stecken. Und so ist es auch mit dem Menschen. Was kann man noch über sich selbst lernen, wenn man sich selbst ansieht, ganz nach dem Motto „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“. Man darf sich zugestehen, sich selbst nicht vorschnell auf etwas festzulegen. Und so kann ich auch andere mit dieser Brille sehen. Dabei wird deutlich, dass Persönlichkeiten und Vorlieben auch mal widersprüchlich sein können. Und mein Gegenüber immer mehr ist als das, was er gerade von sich preisgibt.
Kein Mensch lässt sich in nur eine Schublade stecken, vielmehr ist jeder Mensch ein Regal mit hunderten Fächern und versteckten Türen.