Zwischenruf - Christian Heinz:Politisches Engagement liegt in der DNA des Christentums
Wie politisch darf Kirche sein?
Wie politisch sollen sich Christinnen und Christen äußern?
Seitdem sich die Deutsche Bischofskonferenz ziemlich eindeutig zur AFD positioniert hat,
hat diese Frage noch einmal an Fahrt aufgenommen.
„Die sollen sich aus der Politik raushalten und zunächst einmal im eigenen Laden aufräumen,“ sagen manche.
Dass in der Kirche nicht alles gut ist, vieles zu kritisieren und reformbedürftig ist, steht außer Frage.
Aber politisches Engagement und das Einmischen in die Gesellschaft ist dem Christentum quasi in die DNA gelegt.
Das älteste Prophetenbuch der Bibel, das Buch Amos, stammt aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Und da schon wendet sich der Prophet Amos mit eindeutigen Worten an die politischen, wirtschaftlichen und -übrigens auch- religiösen Führer seiner Zeit.
Eine kleine Kostprobe:
„Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt.
Ihr sagt: Wir wollen (…) das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld.
„Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.“
„Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“, so Amos.
Dass sich gläubige Menschen in die Politik einmischen und ziemlich klar äußern, ist also nicht nur ein Phänomen des Jahres 2024. Schon vor 2700 Jahren war das so.
Ich finde das gut und deshalb bin ich gerne Christ, weil das heißt, dass ich mich auch in Politik und Gesellschaft einmischen darf, ja soll.