Zwischenruf - Birgit Wenzl-Heil:Sara

Sie und ihr Mann sind Auswanderer. Doch in dem Land, in das sie umziehen wollen, herrscht erst einmal eine Hungersnot. So ziehen sie weiter und erhalten Asyl in einem reichen Nachbarland. Da die Frau sehr schön ist, hat ihr Mann Angst, von einem möglichen Konkurrenten vielleicht aus dem Weg geräumt zu werden. So gibt er sie als seine Schwester aus. Das Ganze kommt raus und die beiden fliegen auf. Sie kehren zurück in ihr eigentliches Zielland. Viele Jahre leben sie dort. Doch ihre Ehe bleibt ohne Kinder. Die Frau drängt schließlich eine Bedienstete, sie soll mit ihrem Mann Nachwuchs zeugen, stellvertretend für sie selbst. In weit vorgerücktem Alter bekommt die Frau schließlich auf wundersame Weise selbst noch ein Kind. Jetzt ist ihr die Bedienstete und deren Kind ein Dorn im Auge, und sie schickt sie samt Nachwuchs in die Wüste. Ihr eigenes Kind, ein Sohn, gerät einmal in große Gefahr: Ihr Mann meint, Gott hat ihm befohlen, ihn zu opfern. Aber zum Glück löst sich die Situation in Rauch auf. Hochbetagt, mit über hundert Jahren, schläft sie am Ende friedlich ein. Was sich anhört wie der Stoff für einen großen Kinofilm oder eine Netflixserie, ist das Leben von Sara, der Frau Abrahams im Alten Testament, dem ersten Teil der Bibel. Heute ist in manchen Kirchen ihr Gedenktag. Bei ihr und ihren Nachkommen begegnet mir das pralle Leben. Menschen bemühen sich, ihren Weg zu meistern. Sie scheitern aber auch und verletzen andere. Und trotzdem verliert Gott nicht die Geduld. Es ist für mich, als würde er sagen: „Fang noch mal neu an. Ich bin bei dir und gebe dir meinen Segen mit.“ Ich bin froh, dass solche Geschichten in der Bibel stehen. Und so kann ich auch dieses Jahr wieder neu anfangen und auf Hilfe „von oben“ hoffen und Gottes Segen dazu.