Zwischenruf - Matthias Marx:Valentinstag
Linda steht seit vielen Jahren auf einem Marktplatz im Norden. Sie bietet Bilder, Aquarelle und Acrylgemälde eines Malers an. Mit diesem Maler war sie mal zusammen, dann hat er sie wegen einer anderen Frau verlassen. Sie steht aber immer noch auf dem Markt, ist weiterhin am Gewinn des Verkaufs beteiligt. Seit der Pandemie kamen aber weniger Amerikaner oder Chinesen dorthin, und es gab wie überall wegen Corona eine Notzeit. Inzwischen lassen sich wieder mehr Touristen sehen.
Bei Wind und Wetter die Bilder eines früheren Partners anbieten – man kann sich leicht etwas Schöneres vorstellen. Als ich Linda das letzte Mal traf, erzählte sie mir, dass ihr Maler schwer krank sei und zu ihr zurück wolle. Dazu schüttelt sie den Kopf: „Ich gehe nicht zu ihm zurück; wenn er gesund ist, nimmt er sich wieder eine andere…“
Das sagt sie mit einem gequälten Lächeln, hustet schwer, ist selber krank, wahrscheinlich vom vielen Rauchen. Rund um sie stehen leuchtend farbige Bilder, sie selbst ist ziemlich grau im Gesicht und wirkt sehr geschwächt.
Wie das bittere Bild einer gescheiterten Liebe.
Wenn am heutigen Valentinstag so viele Liebende feiern, romantische Erlebnisse suchen und sich segnen lassen, kann ich mich von Herzen mitfreuen. Es ist ein Tag, wo endlich, mit dem Einverständnis von Papst Franziskus, Paare jedweder sexuellen Orientierung in den Kirchen einen kräftigen Segen empfangen können.
Aber trotzdem denke ich heute an Linda, an ihren Kummer und ihre Einsamkeit. Und wünsche ihr einen ganz lieben Freund, und sende ihr einen Segen herüber.