Lebenszeichen - Michael Kinnen:Vom Himmel geschickt - 72 Stunden lang ... und weiter
Die Jugend von heute ist verwöhnt, faul und fordernd. Wenn Sie das auch so sehen, dann müssen Sie in den kommenden Minuten ganz stark sein. Träge, unmotiviert und geldgeil - das sagt man der so genannten „Generation Z“ nach. Das trifft aber zumindest auf die, von denen ich jetzt berichten will, überhaupt nicht zu. Gerade läuft bundesweit die 72-Stunden-Aktion. Das ist eine Sozialaktion, bei der junge Menschen in drei Tagen, also genau 72 Stunden, eine große gute Tat vollbringen. Veranstaltet wird das Ganze vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend, einem kirchlichen Verband. Bis morgen Abend um genau 17:07 Uhr werden an ganz vielen Orten soziale Projekte umgesetzt - und die Uhr tickt dazu. Ein paar Beispiele: Ab ins Beet heißt es für eine Gruppe der Katholischen Hochschulgemeinde in Saarbrücken. Die gestaltet das alte Teichbecken im Innenhof um zu einem nachhaltigen Kräuter- und Blumenbeet. Die Messdienergemeinschaft Fraulautern vernetzt in 72 Stunden Generationen miteinander und besucht unter anderem das örtliche Altenheim. Um Vielfalt, Diversity, Toleranz, Menschenrechte und demokratische Bildung geht es bei einer Kunstaktion mit anschließender Vernissage rund um das Pfarrhaus St. Marien in Schmelz. Die DJK Sulzbachtal baut eine Grillhütte am Tennisheim und die Pfadfinder in Rohrbach streichen eine Garage am Kindergarten und veranstalten dann noch ein Fair-Trade-Frühstück am Sonntagmorgen. Messdiener der Pfarrei Mandelbachtal, die Jugend der Pfarrei Heiliger Ingobertus in St. Ingbert, oder die Katholische Jugend Wemmetsweiler haben sich für eine „Get it“-Aktion angemeldet. Sie haben also erst zum Aktionsstart am Donnerstagabend erfahren, was ihr Auftrag ist, den sie in 72 Stunden umsetzen müssen. Und das sind nur ein paar Beispiele aus dem Saarland. Gerade läuft an ganz vielen Orten bundesweit diese Aktion. Und auch einige Partnergruppen im Ausland sind dabei. Beim letzten Mal vor fünf Jahren waren über 160.000 Kinder und Jugendliche mit erwachsener Hilfe in über 4.000 Projekten und Einzelaktionen am Start. Sie kamen und kommen auch jetzt aus unterschiedlichen Bildungsschichten, mit ganz unterschiedlichen Talenten, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Beeinträchtigungen. Sie stehen für Selbstorganisation, christlichen Glauben und interreligiöse Verständigung, für Partizipation, Ehrenamtlichkeit und Demokratie. Ich finde das richtig gut, denn sie vollbringen in diesen 72 Stunden nicht nur Großartiges, was dann öffentlich sichtbar wird, sondern widerlegen ganz nebenbei so manche Vorurteile und gesellschaftliche Stänkerei. Wer das erlebt, selbst mal dabei war oder jetzt mitmacht, der wird die Welt nicht mehr nur grau, braun oder schwarz sehen. Denn die Jugendlichen zeigen: Die Welt ist bunt - und es gibt allen Grund, darauf stolz zu sein. Gemeinsam setzen sie dieses Zeichen. Wenn morgen Abend der Hammer fällt und diese 72-Stunden-Aktion zu Ende geht, dann ist es aber nicht vorbei. Die Projekte sind nachhaltig: Ein renovierter Spielplatz ist ja dann erst wieder richtig nutzbar; ein Kontakt in ein Altenheim bleibt vielleicht bestehen und nicht zuletzt haben die, die mitgemacht haben, einen bleibenden Eindruck, von dem sie zehren und auch berichten können. Klar, eine solche Aktion beendet keinen Krieg in der Welt. Und eine solche kirchliche Aktion kann auch nicht einfach das wegtun, was sonst so alles schief läuft, auch in der Kirche. Aber: So eine Aktion kann ein Samen sein, aus dem das kleine Pflänzchen Hoffnung und Vertrauen wächst. Gerade weil so viele junge Menschen da mitmachen. Und dann fängt das erst an damit, dass die Welt ein bisschen besser wird, allen Unkenrufen zum Trotz - und auch zum Trost: Ich glaub; da geht was: Gott sei Dank!